. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. 178 J. J. TlKKANEN. bei der Frau Potiphars, wie sie Joseph verklagt (Abb. 305; nach einer Pbot. von Hanf- staengl), und bemerkenswert ist es, dass Klinger für seine Apotheose Beethovens eben diese Beinhaltung wählte. In neueren Bildnissen vertritt sie die verschiedensten Grade vom Selbstgefühl, von anspruchsloser Vornehmheit ab bis zur imponierenden Hoheit. Der Reichtum an Beispielen (besonders in der Zopfkunst) erschwert die Wahl, und ich begnüge mich mit nur zwei der bekanntesten, welche zugleich jenen entgegengesetzten Grenzen nahestehen: Rub


. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. 178 J. J. TlKKANEN. bei der Frau Potiphars, wie sie Joseph verklagt (Abb. 305; nach einer Pbot. von Hanf- staengl), und bemerkenswert ist es, dass Klinger für seine Apotheose Beethovens eben diese Beinhaltung wählte. In neueren Bildnissen vertritt sie die verschiedensten Grade vom Selbstgefühl, von anspruchsloser Vornehmheit ab bis zur imponierenden Hoheit. Der Reichtum an Beispielen (besonders in der Zopfkunst) erschwert die Wahl, und ich begnüge mich mit nur zwei der bekanntesten, welche zugleich jenen entgegengesetzten Grenzen nahestehen: Rubens' Selbstporträt in München (Klass. d. Kunst, Abb. S. 40), mein ältestes Beispiel dieser Art, und Herko^ners „Dame in Weiss" (Kü, Abb. S. 43), welche — oder richtiger der Künstler durch sie — die Macht der Schönheit verkündigt. Wie meine Ausführungen hoffentlich erwiesen haben, liegt kein unerklärlicher Widerspruch dai'in, dass eben die zwang- und respektlosen Stellungen Motive der höchsten Auszeichnung geworden sind. Damit ist aber die ursprüngliche Bedeutung nicht aufgeho- ben, wovon uns ja die Hirtenbilder verschiedener Epochen und besonders die niederländische Malerei des XVH. Jahrh. aufklärende Beispiele dargeboten haben. Gleich den Hir- ten in ihrer arkadischen Freiheit und den Lumpen in ihrem sorglosen Kneipenleben ist auch das unstät umher- ziehende Volk der Musikanten der gesellschaftlichen Konven- tion entbunden. Vielleicht fordert auch die Hingabe an die innere Stimmung solche bequemen Stellungen, in welchen die Spielleute von der Kunst verschiedener Zeiten dargestellt worden sind (vgl. oben S. 125, 132 u. 139). Dieser geisti- Abb. 305. gen Sammlung dürfte die Verschränkung der Beine ent- sprechen, wie die Aufstützung des Fusses der musikalischen Erregtheit (vgl. oben, S. 99 u. 114). Beim Sitzen machen die Spielleute keinen Unter- schied zwischen unseren vier Formen von Beinverschränkungen, mit Ausnahme jedoch der zweiten,


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