Immanuel Kant : die Persönlichkeit als Einführung in das Werk . s Verstandes liegt nichts, wenn nicht eine Einheit, diejenige Einheit, welche Kantdie Vernunft nennt und welche uns als das eigene Ichgeläufig ist. Nach Kant findet also, wie Sie sehen, nach260 beiden Richtungen hin eine fortschreitende Vereinfachungund Vereinheitlichung statt. Auch hier kann eine schema-tische Zeichnung der Verständigung vorläufige Diensteleisten. Denken Sie sich aussen, rings umher, die unbe-grenzte objektive Welt. Aus ihr nimmt die SinnlichkeitEindrücke auf, und zwar unter dem streng vereinfachen-den Gesetz, da


Immanuel Kant : die Persönlichkeit als Einführung in das Werk . s Verstandes liegt nichts, wenn nicht eine Einheit, diejenige Einheit, welche Kantdie Vernunft nennt und welche uns als das eigene Ichgeläufig ist. Nach Kant findet also, wie Sie sehen, nach260 beiden Richtungen hin eine fortschreitende Vereinfachungund Vereinheitlichung statt. Auch hier kann eine schema-tische Zeichnung der Verständigung vorläufige Diensteleisten. Denken Sie sich aussen, rings umher, die unbe-grenzte objektive Welt. Aus ihr nimmt die SinnlichkeitEindrücke auf, und zwar unter dem streng vereinfachen-den Gesetz, dass sie das chaotisch Vielfache durch die Auf-erzwingung einer einzigen Form — derjenigen der räum-lichen Ausdehnung — zueiner (wenn ich so sagendarf) ,,einfachen Mannig-faltig:keit beugt. DieseMannigfaltigkeit führtnun der Verstand aufeinige wenige, zueinanderin Beziehung stehendeGrundbegriffe zurück, unddiese Grundbegriffe lau-fen zusammen in ein Be-wusstsein ihrer Einheit,welches Vernunft heissenmag. So schachtelt sich einKreis um den andern Descartes 297 Zwei Dinge verdienen hierbei Ihre besondere Aufmerk-samkeit: zuerst die eigentümliche vermittelnde Stellungund Funktion des Verstandes, sodann die besondere Be-ziehung des innersten Kreises (d. h. der Vernunft) zumäussersten Kreise (d. h. zur umgebenden Welt). Unmöglich kann die Anschauung mehr vereinfachen,als indem sie sämtliche Eindrücke unter die eine einzigeForm der Ausdehnung bringt; der Verstand dagegen würde,wenn er in ähnlicher Weise vorginge, keine weitere Verein-fachung, sondern nur eine Widerspiegelung zu ständebringen. Denn die lediglich formale Einheit gibt zwar Ein-heit der Vorstellung, kann jedoch jede Mannigfaltigkeitumschliessen; so bedeutet z. B. für den Mathematiker dieZahl 1 das ,,unendlich Grosse, und der eine ,,Typus desZoologen kann unendlichen Gestaltenreichtum umschlies-sen. Lebendigen Sinn bekommt der Begriff ,,Einheit erstdurch die Vorstellung der organischen (im Gegen-


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