. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. 76 J. J. TlKKANEN. des Motivs von dem moralischen Gehalt und der sozialen Stellung des abgebildeten Weibes, wie auch von der Art der Kunst ab. Denn niemand wird wohl der Kari- katur solches verweigern, was in der ernsten Kunst, mit oder ohne Recht, Aergernis erwecken könnte. Schon mein ältestes Beispiel grätschender Weibsbilder ist bezeichnend genug: eine nackte, und ganz ungeniert dastehende Badefrau mit Eimer und Badequast unter den drûlerieartigen Figuren der Kragsteine im Dome zu üpsala, etwa um 1300. Ebenso unbefangen und seitens des Künstl


. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. 76 J. J. TlKKANEN. des Motivs von dem moralischen Gehalt und der sozialen Stellung des abgebildeten Weibes, wie auch von der Art der Kunst ab. Denn niemand wird wohl der Kari- katur solches verweigern, was in der ernsten Kunst, mit oder ohne Recht, Aergernis erwecken könnte. Schon mein ältestes Beispiel grätschender Weibsbilder ist bezeichnend genug: eine nackte, und ganz ungeniert dastehende Badefrau mit Eimer und Badequast unter den drûlerieartigen Figuren der Kragsteine im Dome zu üpsala, etwa um 1300. Ebenso unbefangen und seitens des Künstlers gewiss humo- ristisch gemeint ist die im „Jungbrunnen" in ein le- benssüchtiges Mädchen verwandelte alte Frau auf Cranachs bekanntem Bilde v. J. 1546 in Berlin, und geradezu gi'ottesk wird die Komik in einer ano- nymen, englischen, sich auf die ehelichen Verhält- nisse des Hei'zogs Leopold von Sachsen-Koburg- Gotha und seiner Gemahlin, der englischen Prin- zessin Charlotte beziehende Karikatur v. J. 1816. Die Prinzessin hat die Hosen ihres Gemahls angezo- gen (Laurin: Skämtbilden, Abb. S. 128 '). Unsere Abb. 97 wiederum ist einer der Bambocciaden ent- lehnt, womit Andrea de Jorio sein 1832 erschiene- nes Buch über die Gebärdensprache der Neapolitaner illustriert. Sie stellt eine mit ihrer Nachbarin zan- kende Frau vor, welche ihre Gegnerin mit den höh- nischen Worten: „Si ... Tu fai la maddamma" (du machst die grosse Frau) zu zermalmen sucht. Das Motiv ist hier die reine Übersetzung des Aus- druckes „sicli breit machen", und die Ausbreitung des Rockes soll wohl die Reifiöcke vergangener Zeiten imitieren '^). Ein vielleicht vorzugsweise weiblicher Ausdruckstypus ist die Grätschstellung im Verein mit vorgebeugtem Oberkörper und in die Seiten gestemmten Händen, bezw. Fäu- sten — wohl die äusserste Ausdrucksform der weiblichen Wut, ehe die Nägel zur An- wendung kommen. Beispiele: zankende Frau in einer Tlieaterszene vom XVI. Jal


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