. Die Gartenwelt. Gardening. 290 Die Gartenwelt. XVII, 21 miteinander ums Dasein kämpfen; aber jene Orte, wo die Natur ihren Kindern so reichlich den Tisch deckt, wie hier, und jeden Kampf ausschaltet, sollten wir uns als Richtschnur nehmen für unsere Kulturen. Ueber einen gefällten Riesenstamm krieche ich weiter, nehme einige Landformen der Hottonia palustris, die hier nur als Landform vorkommt, aus dem Moose, und gelange zu einer Suhle, die, den Fährten nach, von Hirschen fleißig benutzt wird. Um einige Erlenstämme zu erreichen, muß ich doch in den weichen Boden steigen, ich muß die Farne an


. Die Gartenwelt. Gardening. 290 Die Gartenwelt. XVII, 21 miteinander ums Dasein kämpfen; aber jene Orte, wo die Natur ihren Kindern so reichlich den Tisch deckt, wie hier, und jeden Kampf ausschaltet, sollten wir uns als Richtschnur nehmen für unsere Kulturen. Ueber einen gefällten Riesenstamm krieche ich weiter, nehme einige Landformen der Hottonia palustris, die hier nur als Landform vorkommt, aus dem Moose, und gelange zu einer Suhle, die, den Fährten nach, von Hirschen fleißig benutzt wird. Um einige Erlenstämme zu erreichen, muß ich doch in den weichen Boden steigen, ich muß die Farne an ihrem Grunde sehen. Es sind Prachtpflanzen von Aspidium lobatum und montanum. Dort, wo der Boden feuchter und trügerischer wird, wachsen der Gilbweiderich und Sparganium. Wahrlich ein Interessantes Bild pflanzlichen Lebens. Jedes Leben in der Natur schafft sich eine ganz bestimmte Form, in dieser tritt es immer wieder vor unser Auge; wir können uns schließlich dieses Leben in anderer Form garnicht denken. Wer dann durch Uebung und fleißigen Umgang mit der Natur sein Auge für die Lebensformen, die Lebensgemeinschaften, schärft, dem wird es so ergehen da draußen: Er schreitet durch eine typische Genossenschaft, liebe Bekannte in dieser findet er auf den ersten Blick, und vor seinem geistigen Auge erstehen freundliche Bilder einzelner Stellen in dieser Ge- nossenschaft, allwo er diese und jene seltene Pflanze zu finden hat. Und dies ist das Interessanteste in der Floristik, wie in der Pflanzengeographie: Aus der Physiognomie, die im Grunde genommen eine rein künstlerische Betrachtungsweise ist, gelangt man dann ganz sicher zu den streng wissenschaft- lichen Gesetzen. Dann lesen wir nach dem bekannten Worte in der Natur tatsächlich wie in einem Buche, und daß wir dieses Buch gründlich kennen, beweist uns der Umstand, daß wir zielbewußt auf bestimmte Stellen losgehen, ohne Inhalts- verzeichnis trefflich sicher uns zurechtfindend. Alle Kunst unserer Zeit wurzelt


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