Edvard Munch . n seines Wesensschlummerten. Er taucht tief in die Probleme unserer heutigen Zeit. So vielseitig unser Leben ist,so vielseitig auch seine Kunst. Zu jedem Geschehnis, zu jeder Stimmung seines innerenLebens nimmt er künstlerisch Stellung. Sei es, dass er das ewige Rätsel, das Weib, sei es,dass er die Beziehung des Menschen zum All, Tod und Vergänglichkeit in den Bereich seinerKunst zieht: er schuf nichts, das er nicht selbst erlebt hätte. Stets offenbart sich in seiner Kunst die ernst und gross angelegte Natur. Seinemernsten Wesen liegt der Humor fern. Er ähnelt hierin seinem gros
Edvard Munch . n seines Wesensschlummerten. Er taucht tief in die Probleme unserer heutigen Zeit. So vielseitig unser Leben ist,so vielseitig auch seine Kunst. Zu jedem Geschehnis, zu jeder Stimmung seines innerenLebens nimmt er künstlerisch Stellung. Sei es, dass er das ewige Rätsel, das Weib, sei es,dass er die Beziehung des Menschen zum All, Tod und Vergänglichkeit in den Bereich seinerKunst zieht: er schuf nichts, das er nicht selbst erlebt hätte. Stets offenbart sich in seiner Kunst die ernst und gross angelegte Natur. Seinemernsten Wesen liegt der Humor fern. Er ähnelt hierin seinem grossen Landsmann Leben ist ihm eine Kristallisation, Natur, Menschheit, Kunst, Religion eine grosse Einheit,aus einer Urquelle entstanden. Soweit stimmt er mit der Antike und der von antikem Geistedurchwehten Kunst Arnold Böcklins überein. Während aber in Böcklins Kunst sich dieolympische Ruhe der Alten mit dem heiteren Lebensgenüsse paart, spricht in Munchs Werkender moderne Mensch zu uns. - 8. Munchs Seele ist von dem Zwiespalt der modernen Zeit zerrissen. Die individuelle StilKünstlernatur wird durch tausend Bande unserer Zeit an den Felsen gefesselt, auf welchemder Künstler, ein anderer Prometheus, sich verblutet. Und der Adler, welcher nach der altenSage, dem Künstlerdulder die Leber aushackt, naht sich auch den Grossen unserer Zeit. Die antike Welt war einheitlich. Dem Individualismus des froh geniessendenMenschen wurden durch Gesellschaft oder Staat keine oder geringe Schranken gezogen. Durchdas Christentum aber und die durch dasselbe erzeugte gesteigerte Rücksichtnahme auf unsereMitmenschen, durch die Umkehrung des Rechtes des Stärkeren in das des Schwächeren, hatsich unser Empfinden verfeinert, Mitleiden, Liebe zum Nächsten, Verhältnis zur Familie,Gesellschaft, Staat, Kirche, Gesetz, Natur, alle die feinen ethischen Begriffe zu einer viel-fachen Grösse gesteigert. Und im Widerstreit dieser complexen Grösse mit der Individualität,mit anderen
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