Lehrbuch der experimentellen Psychologie . 1. Die Mimik und Physiognomik der Augen. a) Beim Blick kann man seine Beweglichkeit überhaupt oder dieRichtung des Blickes unterscheiden. Nach der Beweglichkeit teilt GieMerein in den haftenden ind den Wechsel vollen Blick. Zum haftenden gehört der feste fixierende Blick, der auf ge-spannte Aufmerksamkeit hinweist und seinen höchsten Grad in der starrenWut zeigt. Habituell findet er sich oft beim Offizier, Lehrer, Richter. Inandern Fällen ist er im Charakter begründet und weist auf Willensstärkehin. Piderit erwähnt den Richter Webster, der durch seine


Lehrbuch der experimentellen Psychologie . 1. Die Mimik und Physiognomik der Augen. a) Beim Blick kann man seine Beweglichkeit überhaupt oder dieRichtung des Blickes unterscheiden. Nach der Beweglichkeit teilt GieMerein in den haftenden ind den Wechsel vollen Blick. Zum haftenden gehört der feste fixierende Blick, der auf ge-spannte Aufmerksamkeit hinweist und seinen höchsten Grad in der starrenWut zeigt. Habituell findet er sich oft beim Offizier, Lehrer, Richter. Inandern Fällen ist er im Charakter begründet und weist auf Willensstärkehin. Piderit erwähnt den Richter Webster, der durch seinen durchbohrendenBlick Verbrecher zum Geständnis zwang. Unterarten sind der freche Blickder sichere, der starre, der erstaunte Blick. Der sanfte Blick bedeuteteine mäßige Anspannung mit längsamem Vorwärtsschreiten; er drücktTeilnahme ohne Leidenschaft aus, als bleibender Zug vielleicht Sanft-mut. Der müde Blick weist auf körperliche oder geistige Ermüdungoder Trägheit hin. Als bleibender Zug kann er auf geistige Trägkeit. Fig. 11. a Der versteckte Blick, b der entzückte Blick, c senkrechte Stirnfalten. (Nach Piderit.) oder Gedankenarmut gedeutet werden, wenn körperliche Ursachen aus-geschlossen werden können. Der wechselvolle Blick. Darunter fällt der lebhafte Blick,der rasche Bewegungen, häufige Richtungswechsel hat; er ist natürlichbeim Gesunden, Frischen. Wandert er ziellos umher ohne genaueres Er-fassen der Gegenstände so spricht man vom umherschweifendenBlick, der Zerstreuung anzeigt, oder, wenn bleibend, Leichtsinn, Mangelan Interesse. Der unstete Blick ist die Steigerung davon: er zeigtsprunghafte Bewegungen, ein stoßartiges, scharfes, aber nur partiellesErfassen. Er tritt bei Verlegenheit, Scham oder Furcht auf, bisweilenauch bei Schuldbewußtsein» Der Blickrichtung nach bilden einen Gegensatz der offene Blick,gerade aus, der auf Freundschaft, Liebe weist, und der versteckteBlick, von unten herauf bei etwas gesenktem Kopf (Fig. 11 a). Er ver-r


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