. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Die Beinstellungen in der Kunstgeschichte. 21. Abb. 23. müts. Sie verrät eben die Keckheit, welche Leonardo in seinem Malerbuche (Quellenschr. z. Kunstgesch. XVIII, S. 187) „bei jungen Biirschlein" tadelt. Selbst der Idealknabe vor allen anderen, das Christkind, verstösst zuweilen gegen die strenge Anstandsregel Leonardos (z. B. in den Madonnen- | 1^^^^^^^^^ bildern Benedetto Bonfiglis in S. Fiorenzo zu Perugia (Abb. 23), Carlo Crivellis zu Brüssel und Jacopo San- sovinos in Berlin; Bildw. d. christl. Epoche, Taf. 14, 230). Die Freiheit zu


. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. Die Beinstellungen in der Kunstgeschichte. 21. Abb. 23. müts. Sie verrät eben die Keckheit, welche Leonardo in seinem Malerbuche (Quellenschr. z. Kunstgesch. XVIII, S. 187) „bei jungen Biirschlein" tadelt. Selbst der Idealknabe vor allen anderen, das Christkind, verstösst zuweilen gegen die strenge Anstandsregel Leonardos (z. B. in den Madonnen- | 1^^^^^^^^^ bildern Benedetto Bonfiglis in S. Fiorenzo zu Perugia (Abb. 23), Carlo Crivellis zu Brüssel und Jacopo San- sovinos in Berlin; Bildw. d. christl. Epoche, Taf. 14, 230). Die Freiheit zu grätschen scheint aber vornehmlichst dem eigentlichen Putto, dem nackten Idealtypus zuzukommen. Von dem Gebiete der realen Lebensdarstellung habe ich dagegen nur ganz vereinzelte Beispiele : den kleinen in die Schule gebrachten Augustinus. Fresko von Benozzo Gozsoli in San Gimignano (Klass. Bildersch., Taf. 135), den Kna- ben mit einem kleinen Hund an der Leine in Andrea del Sartos „Fatti dl Giuseppe Ebreo" in der Pitti-Galerie zu Florenz, Nr. 68, v. J. 1521 (Kü, Abb. S. 60), und einen ähnlichen auf Bacchiaccas mit dem letztgenann- ten Bilde zusammengehörigen Gemälde in Dresden, Nr. 80. Nie vorher war die Grätschstellung in der italieni- schen Kunst so beliebt gewesen, wie eben um die Wende des XV. Jahrh. Der Klassizismus des Cinquecento bereitete indessen binnen kurzem ihrer Blüte ein jähes Ende. Zwar wirkte, wie wir gesehen haben, die Überlieferung des Quattrocento obgleich mit abgeschwäch- ter Kraft noch einigermassen fort; die Kunstströmung der Hoch- renaissance aber war dem Grätschen keineswegs hold. Der vornehme Geschmack dieser Zeit wurde ohne Zweifel von der vulgären Renom- misterei und der naiven Selbstgefälligkeit des alten Motivs verletzt. Dazu kam aber noch die ganz neue Auffassung der Stellungen über- haupt. Einer von den auffallendsten Zügen der Cinquecento-Kunst, geradezu ihi' leitender Grundsatz in dieser Hinsicht, war näm


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