. Die Gartenwelt. Gardening. 220 Die Gartenwelt. XXI, 19 Lange noch wird es dauern, ehe der polnische Bauer soviel von den Segnungen der Kultur erfährt, daß er sein Leben auf eine etwas gehobenere Stufe bringt. Noch hat er nicht einmal Sinn für die Grundprobleme des äußeren kulturellen Lebens, wie sie in Wohnweise, Siedlung und Aus- gestaltung der nächsten täglichen Umgebung zur Geltung kommt. Auch das gute Beispiel der Kolonisten hat nicht viel daran zu ändern vermocht. Der polnische Bauer baut boden- ständig mit Holz und Stroh, und wo er ersteres nicht hat, Lehm und Stroh. Bild 1 zeigt uns e


. Die Gartenwelt. Gardening. 220 Die Gartenwelt. XXI, 19 Lange noch wird es dauern, ehe der polnische Bauer soviel von den Segnungen der Kultur erfährt, daß er sein Leben auf eine etwas gehobenere Stufe bringt. Noch hat er nicht einmal Sinn für die Grundprobleme des äußeren kulturellen Lebens, wie sie in Wohnweise, Siedlung und Aus- gestaltung der nächsten täglichen Umgebung zur Geltung kommt. Auch das gute Beispiel der Kolonisten hat nicht viel daran zu ändern vermocht. Der polnische Bauer baut boden- ständig mit Holz und Stroh, und wo er ersteres nicht hat, Lehm und Stroh. Bild 1 zeigt uns ein typisches polnisches Kleinbauernhaus. So stehen sie dicht gedrängt aneinander und gruppieren sich in ziemlicher Wahllosigkeit zu einem. Abb. 3. Polnischer , 1. Dorfe, das von der Ferne gesehen mit seinen grauen Stroh- dächern einer weidenden Schafherde gleicht. (Bild 2.) Manchmal ist es fast schwer, den schmalen Eingang zum Dorfe zu finden, so drängen sich die Häuschen wie Schutz und Wärme suchend aneinander. Die nächste Umgebung des Hauses selbst trägt den Charakter größter Sorglosig- keit, und fast ein Wunder ist es oft, daß diese kleinen Häuschen nicht ganz im Morast versinken. Die Umgebung der Wohnungen und die Höfe selbst (Bild 3 und 4) sind bei anhaltendem Regenwetter ein einziger Morast, den oft nur schmale, erhöhte Fußsteige gangbar machen, damit man zu den Eingängen der Wohnungen gelangen kann. Die Natur ist gütig und verleiht selbst dieser Verlassen- heit oft einen Schimmer von Anmut (Abb. 5), die dem flüchtig Vorübergehenden das Gefühl eines landschaftlichen Reizes verleiht. Wir sind ja so leicht geneigt, selbst in der tiefsten Armut und Verlassenheit so etwas wie ein verwunschenes Paradies zu sehen. Allzuleicht kommen in uns dann die atavistischen Erinnerungen an die einfache, auf gänzlicher Wunschlosigkeit begründete Lebens- weise unserer eigenen Vorfahren zur Vor- herrschaft, als eine Art Gegengewicht gegen eine nicht zu leu


Size: 1891px × 1321px
Photo credit: © Paul Fearn / Alamy / Afripics
License: Licensed
Model Released: No

Keywords: ., bookcentury1800, bookdecade1890, booksubjectgardening, bookyear18