Archive image from page 266 of Die Gartenkunst (1899). Die Gartenkunst diegartenkunst15deut Year: 1899 XV, 11 DIE GARTENKUNST. 163 Mount Desert mit ihrer einzig-arti- gen Berg- und Felsformation for- derte ihrer ganzen Natur nach un- widerstehlich zum Handeln heraus. Sie verkörperte in ihrer Landschaft und charakteristischen Vegetation sozusagen ein aufgeschlagenes Lehr- buch, überreich an Anregungen und Winken. Nicht die erhabene Maje- stät des Hochgebirges der Alpen, nicht die diese noch übertreffende Großartigkeit und unbesiegte Wild- heit unserer nordwestlichen Rocky Mountains, sondern a
Archive image from page 266 of Die Gartenkunst (1899). Die Gartenkunst diegartenkunst15deut Year: 1899 XV, 11 DIE GARTENKUNST. 163 Mount Desert mit ihrer einzig-arti- gen Berg- und Felsformation for- derte ihrer ganzen Natur nach un- widerstehlich zum Handeln heraus. Sie verkörperte in ihrer Landschaft und charakteristischen Vegetation sozusagen ein aufgeschlagenes Lehr- buch, überreich an Anregungen und Winken. Nicht die erhabene Maje- stät des Hochgebirges der Alpen, nicht die diese noch übertreffende Großartigkeit und unbesiegte Wild- heit unserer nordwestlichen Rocky Mountains, sondern auf Schritt und Tritt Kleinarbeit der Natur, Minia- turen, wie wir sie brauchen, Bilder, wie sie uns zumeist nur in der Phan- tasie vorschweben, nicht selten di- rekt vor unserer Haustüre. Ich füge deren einige als Illu- strationen bei, die jedenfalls unmit- telbarer und anschaulicher sprechen als eine Beschreibung es vermag. Trotz alledem, als ich zur Ausfüh- rung meines kleinen Mustergärtchens schritt, fand ich mich in die Notwendigkeit versetzt, auf ebenem Kul- turlande zu bauen, inmitten einer Umgebung, die an Nüchternheit kaum überboten werden konnte. Wie leicht und schnell läßt sich doch mit dieser Nüchtern- heit aufräumen, wenn man beginnt, dem Werke einen abschließenden natürlichen Rahmen zu geben. Wenn man es sozusagen einbettet in das dunkle Gebirgsgrün der Tannen, der nordischen Tsuga canadensis, Thuya occidentalis und Zwergkiefern, deren kühlen Ernst und Starrheit einige Hängebirken mit leichten Blattwerk an langen, beweglichen Zweigen mildern. Wenn man beerentragendes einheimisches Gestrüpp und Pflanzungen wilder Rosen hineinleitet ins Steinwerk. Unstreitig hat das Planen und die Ausführung eines modernen archi- tektonischen Hausgartens seinen Reiz, doch ungleich interessanter und reizender ist der Bau eines Felsen- gartens nach freier Eingebung, vom rein künstlerischen Moment gar nicht zu reden. Wer sich bisher einmal einer Aufgabe unabhängi
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