. Die Gartenwelt . vom Gärtner der Zopfzeit geschoren, dort unberührt und hochragend am Steingrabe wie die Cypressen des Campe santo, dort auf dem Heidhügel oder in der Sandschlucht in grotesken, verwitterten Formen. Zur Mannigfaltigkeit der Linien und Formen tritt die nach den Jahres- und Tageszeiten und nach der Witterung wechselnde Farbe der Luft und der Vegetation. Trotz der Luftfeuchtigkeit und der reichlichen Niederschläge, welche von dem durch- lässigen Sande begierig aufgeschluckt werden, herrscht in der Heide viel Sonnenschein, weil die Verdunstung nur kurze Zeit nach dem Regen stark


. Die Gartenwelt . vom Gärtner der Zopfzeit geschoren, dort unberührt und hochragend am Steingrabe wie die Cypressen des Campe santo, dort auf dem Heidhügel oder in der Sandschlucht in grotesken, verwitterten Formen. Zur Mannigfaltigkeit der Linien und Formen tritt die nach den Jahres- und Tageszeiten und nach der Witterung wechselnde Farbe der Luft und der Vegetation. Trotz der Luftfeuchtigkeit und der reichlichen Niederschläge, welche von dem durch- lässigen Sande begierig aufgeschluckt werden, herrscht in der Heide viel Sonnenschein, weil die Verdunstung nur kurze Zeit nach dem Regen stark und demzufolge die Wolken- bildung am Tage gering ist. Daher fehlt selten die schöne Abendbeleuchtung. Wenn in der Dämmerung ein violetter Hauch sich über den purpurnen Abendhimmel breitet und ihn nach und nach verdrängt, dann glüht noch lange nach Sonnenuntergang ein breiter Streifen im Westen. Dann aber wirds kühl und feucht in der Heide, oft auch nebelig. Beim ersten Morgensonnenstrahl erscheinen dann Baum und Strauch wie von einem feinen, silberigen Schleier überzogen. Je höher aber das Tages- gestirn steigt, desto mehr bemerkt man den typischen Flimmerglanz der Heide, welcher allen Farben eine besondere Zartheit verleiht. Rings- umher herrscht tiefste Stille, wie in einem Alpen- hochlal, die nur unterbrochen wird durch den Gesang der Heidelerche in den Lüften, durch das Geschrill der Heuschrecke, den Baßton der Hummel, das Summen der Bienen aus honigduftender Heideblüte. „Kein Klang der aufgeregten Zeit drang noch in diese ; (Storm.) „Es ist so still, die Heide liegt im warmen Mittagssonnenstrahle, ein rosenroter Schimmer fliegt um ihre alten Gräbermale; die Kräuter blühn, der Heideduft steigt in die blaue ; Theodor Storm. Manches idyllische Flußtal im Heidegebiete mit seinen bewaldeten Hängen und saftiggrünen Wiesen erinnert eher an Landschaften des deutschen Mittelgebirges; über die ein- same Urheide aber hat die


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