. Ernst Neumann . chwarz und jenes leuchtende Blau, wie es der frühe-sten Morgenstunde eigen ist, den farbigen Kontrast. Das Schreiten dieser Frau, deren Gewandsaumdas einzige an ihr ist, was sich mit dem Frührotverträgt, ist ein Höhepunkt des künstlerischen Aus-drucks durch Bewegungscharakteristik. Es ist ein ge-bückter, schwerer, knieschlenkernder Trab, wie ihneine einsam und fiebernd umherirrende Dirne ineiner trostlosen Regennacht anschlagen mag. Einzielloses, höhnisches und verzweifeltes Vorwä und müd ist das überwachte Gesicht dieserSchreitenden dem Frührotwunder abgewan


. Ernst Neumann . chwarz und jenes leuchtende Blau, wie es der frühe-sten Morgenstunde eigen ist, den farbigen Kontrast. Das Schreiten dieser Frau, deren Gewandsaumdas einzige an ihr ist, was sich mit dem Frührotverträgt, ist ein Höhepunkt des künstlerischen Aus-drucks durch Bewegungscharakteristik. Es ist ein ge-bückter, schwerer, knieschlenkernder Trab, wie ihneine einsam und fiebernd umherirrende Dirne ineiner trostlosen Regennacht anschlagen mag. Einzielloses, höhnisches und verzweifeltes Vorwä und müd ist das überwachte Gesicht dieserSchreitenden dem Frührotwunder abgewandt. DieGeste, die Neumann hier festgehalten hat und die indem ganz schematischen und, man gestatte hier eintolles Wort, erotisch verzerrten Stiefel der Figurgipfelt, gibt mehr noch als der koloristische Kontrastvon Blau und Rot die Nacht, den Gegensatz zu derlichten Morgenwelt im Hintergrunde des Bildes. Auch bei der zweiten Auroradarstellung ist nurWirklichkeit gegeben, und doch in der Art und durch 30. Marya Delvard die Akzente der Behand-lung alles Überwirkliche,das die Erinnerung ansolche Morgenstunden inuns erweckt. Hier sinddie Hüllen der Nachtvon einem Stück Weltherabgezogen, das imkalten Aufdämmern desTages fröstelnd öder, weiter Vorstadtein paar dumpfe, ver-stockte Bauwerke. Alsihr größtes ein muffiger,verschlossener, magazin-oder kasernenähnlicherKasten, — vielleicht auchein Gefängnis, — an wel-ches ein zaunumgebener,halbhoher Neubau an-schließt. Durch leere Fenstervierecke stiert da derschwere, graue Morgenhimmel und in seine fahleBlässe, die im Osten zu einem harten, glasigen Glanzaufgehellt ist, wühlen sich die dürren Äste einesBaumes, steigen dünn und frierend hohe, nackteGerüststangen. Hinten ganz in der Ferne und vorn beidem Zaun, der den Neubau umgibt, brennt je eine Gas-laterne in den erwachenden Tag. Alles ist hier kalt undfeucht, wie von einer klebrigen, grauen Nässe überzogen. Auch in diesem Milieu spukt noch ei


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