. Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien. Naturhistorisches Museum (Austria); Natural history. [85] Ethnologische Erfahrungen und Belegstücke aus der Südsee. 299. geschieht und nach unseren Begriffen nicht als Bekleidung bezeichnet werden kann. Für gewöhnlich genügt ein Stück Strick, Bast oder Liane in der Weise um den Leib gebunden, dass ein Ende zwischen den Schenkeln durchgezogen und hinterseits fest- geknüpft wird (Fig. 2). Die Hoden bleiben dadurch meist mehr oder minder sicht- bar, ebenso der mit der Vorhaut in den Leibstrick eingeklemmte Penis. Diese noth- dürfÜge Bekleidung, Tik


. Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien. Naturhistorisches Museum (Austria); Natural history. [85] Ethnologische Erfahrungen und Belegstücke aus der Südsee. 299. geschieht und nach unseren Begriffen nicht als Bekleidung bezeichnet werden kann. Für gewöhnlich genügt ein Stück Strick, Bast oder Liane in der Weise um den Leib gebunden, dass ein Ende zwischen den Schenkeln durchgezogen und hinterseits fest- geknüpft wird (Fig. 2). Die Hoden bleiben dadurch meist mehr oder minder sicht- bar, ebenso der mit der Vorhaut in den Leibstrick eingeklemmte Penis. Diese noth- dürfÜge Bekleidung, Tikini (Tiki oder Tserikini) genannt, gilt bei Papuas ebenso decent als die unsere; mit dem Tikini erscheinen sie selbst in der Kirche, und bei zufalligem Herabfallen des Leibstrickes wird sich jeder für so nackt halten als wir ohne Beinkleider. Die Ansichten über Schamhaftigkeit sind eben sehr verschie- den. So pflegen die Motu von ihren nackt- stehenden Rassegenossen im Westen als von »nackten Wilden« zu sprechen. Feine Tikini bestehen aus langen Streifen geschlagenen Baumbastes oder Tapa, die zuweilen in ziemlich rohen Mu- stern orange und schwarz bemalt sind, wie die folgenden Nummern der Sammlung: Tikini1), Tiki oder Tserikini (Nr. 25o und 25 1, 2 Stück), Schambinden aus grober Tapa (2 M. lang, 5, resp. 6 Cm. breit) von Port Moresby und Kapakapa, einem Motudorf etwas östlich von Port Moresbv. Derartige feine Tikinis werden nur bei festlichen Gelegenheiten, nament- lich von jungen Stutzern getragen und sind besonders in der Gegend zwischen Port Moresbv und Keppel-Bai in der Mode. Als besonders fashionabel gilt es, den Tikini so eng als möglich zusammenzuschnüren, so dass das Bauchfleisch zu beiden Seiten weit über die Einschnürung hervorquillt 1 vergl. Fig. 3). Männer von 1' 2 M. Kör- perhöhe erhalten dadurch eine Taille von nur 58 Cm. Umfang, und selbst ein Hüne wie Goapäna (Seite 297) hatte bei i-8i M. Körperhöhe nur 85 Cm. Bauchumfang. Dieses enge


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