. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. 88 .T. J. Ttkkanen. Die offene Hand ist eine mildere, höflichere Form der Anfforderung. Denn das Vorstrecken der offenen Hand ist eine Demonstration der Waffenlosigkeit, die Ge- bärde der Freundschaft, der Bewillkommnung, der Grabenspendung. Der vorgestreckte Zeigefinger hat dagegen etwas Energisches und Exzitierendes und nimmt, wie wir ge- sehen, in der Ausdruckssprache der Gehässigkeit einen bedeutenden Platz ein. Mit dieser Handbewegung weist man unwillkommene Gäste zur Tür hinaus. Wenn der be- liihmte Schauspieler Ernesto Rossi als Othello d


. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. 88 .T. J. Ttkkanen. Die offene Hand ist eine mildere, höflichere Form der Anfforderung. Denn das Vorstrecken der offenen Hand ist eine Demonstration der Waffenlosigkeit, die Ge- bärde der Freundschaft, der Bewillkommnung, der Grabenspendung. Der vorgestreckte Zeigefinger hat dagegen etwas Energisches und Exzitierendes und nimmt, wie wir ge- sehen, in der Ausdruckssprache der Gehässigkeit einen bedeutenden Platz ein. Mit dieser Handbewegung weist man unwillkommene Gäste zur Tür hinaus. Wenn der be- liihmte Schauspieler Ernesto Rossi als Othello den Fluch über Desdemona aussprach: „verdammt, verdammt sei sie, die büb'sche Dirne", so pflegte er zuei'st die geballte Hand hochheben, um gleich darauf den Arm mit gestrecktem Zeigefinger niederzuschleu- dern (Michel: Die Gebärdensprache, S. 65). Füssly (1742--18-25) benützt sogar den leidenschaftlich ausgestreckten Zeige-(und Mittel-) finger als eine bezwingende Zaubergebärde, womit er die drei Hexen Macbeth anreden lässt {Abb. 122: nach Gleeson White: The Master Painters of Britain I, Taf. 15). Die Gesten mit offener Hand sind generös, breit und grosszügig; der Hin- weis mit dem Zeigefinger ist dagegen zielbewusst, scharf und pi'äzis, wie ein abgeschossener Pfeil, und eignet sich deshalb vorzüglich zum Ausdruck des Befehlens, was ja übrigens auch das schon Abb vi-1. erwähnte Beispiel des Weltschöpfers von Michel- angelo überzeugend beweist (s. oben Abb. 108). Der Befehl ist eine Hauptbedeutung des Zeigens, welche wir, ihrer Begreiflich- keit wegen, schon zu Beginn dieses Aufsatzes erwähnten. Selten in der Antike '), ist das Zeigen in diesem Sinne um so häufiger in der christlichen Kunst, vor allem, wie ich glaube, in der abendländischen des Mittelalters, und zwar vornehmlich als die Richtei-gebärde der Tyrannen der Bibel und der Legenden, welche auf die Vollziehung ihres grausamen Befehls hindeuten, z. B. Herodes in dem Kindermord (so schon auf


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