. Die Gartenkunst . Laubeiigaiig als Eingang zn einem Obstgärtchen. Motiv aus dem Obstgarten von Franz Hohm Söhne, Gelnhausen, anf der Nassauischen Landes-Obst- und Gartenbau-Ausstellung zu Frankfurt a. M. Man hat eine gewisse Vorliebe des Decadent für das ,,Abandon", das Verwahrloste. Ach ja, es ist recht romantisch und voller Weltschmerz und Einsamkeits- stimmung. Aber darüber sind wir doch Gott sei Dank hinaus, — unsere junge Welt, deren Schläfen von rastlos drängendem Leben hämmern. Nur unter einem Ge- sichtswinkel läßt sich jener Zustand der Verlassenheit rechtfertigen: Die Tage, da


. Die Gartenkunst . Laubeiigaiig als Eingang zn einem Obstgärtchen. Motiv aus dem Obstgarten von Franz Hohm Söhne, Gelnhausen, anf der Nassauischen Landes-Obst- und Gartenbau-Ausstellung zu Frankfurt a. M. Man hat eine gewisse Vorliebe des Decadent für das ,,Abandon", das Verwahrloste. Ach ja, es ist recht romantisch und voller Weltschmerz und Einsamkeits- stimmung. Aber darüber sind wir doch Gott sei Dank hinaus, — unsere junge Welt, deren Schläfen von rastlos drängendem Leben hämmern. Nur unter einem Ge- sichtswinkel läßt sich jener Zustand der Verlassenheit rechtfertigen: Die Tage, da sinnenfrohes Leben gleich den Wassern durch die Villa d'Este schäumte, sind versunken. Sie ist sein einsames Grabmal, wie die Campagna das des alten Rom. Der Geist des Todes, des Vergehens, geht hier um, und den sollte man nicht vertreiben. Aber andererseits könnte nicht eine nahe Zukunft wieder all die Lust wecken, die hier zu Grabe ging? Könnten nicht einst wieder fröhliche Menschen hier hausen und lachen und sinsien und im Anblick blickes überwältigt. Sie vergessen, daß sie nur als Fremde zum einmaligen Beschauen hierhergekommen sind, vergessen, daß sie nur betrachten, träumen, die machtvollen Eindrücke genießen. Ein Garten für Le- bende, zum Wohnen und Fröhlichsein, zum Heran- wachsen einer gesunden Generation ist das in diesem Zustande nicht. Es ist nicht so, als ob er einst weniger schön gewesen wäre. Der Reiz der freier gewordenen üppigen Vegetation (noch ist sie nicht ganz frei und das Hackmesser macht Eselfutter, Streu und Brenn- holz) ist nicht der einzige. Gesunde, frohe Menschen würden hier nicht lange aushalten oder würden bald tun, was notwendig ist: Den Garten wieder säubern, ordnen und pflegen. Sie könnten dies erreichen, ohne auf die ehrwürdigen, prachtvollen Cypressen, auf die grünen Dickichte mit ihrer reichen Vogelwelt, auf die


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