Archaeologische Hermeneutik; Anleitung zur Deutung klassischer Bildwerke . Codex Coburgensis, deren Kopie die von Lorenz Beger veröffentlichtedes Codex Pighianus ist, enthoben würden (Abb. 297). Diese zeigt die Plattein ihrem alten Zustand, und mit Erstaunen werden wir gewahr, daß der Er-gänzer viel weiter gegangen ist, als wir ohne dies bildliche Dokument hättenannehmen dürfen. Gleich in der ersten Szene bemerken wir eine das Gitterüberschneidende Bruchstelle, die unmöglich zu einem Wagen gehören kann,vielmehr wie die Kuppe eines kleinen Felsens aussieht. Nichts ist über-haupt da, was auf das


Archaeologische Hermeneutik; Anleitung zur Deutung klassischer Bildwerke . Codex Coburgensis, deren Kopie die von Lorenz Beger veröffentlichtedes Codex Pighianus ist, enthoben würden (Abb. 297). Diese zeigt die Plattein ihrem alten Zustand, und mit Erstaunen werden wir gewahr, daß der Er-gänzer viel weiter gegangen ist, als wir ohne dies bildliche Dokument hättenannehmen dürfen. Gleich in der ersten Szene bemerken wir eine das Gitterüberschneidende Bruchstelle, die unmöglich zu einem Wagen gehören kann,vielmehr wie die Kuppe eines kleinen Felsens aussieht. Nichts ist über-haupt da, was auf das Vorhandensein eines Wagens schließen läßt. .Wieman sich den Wagen der Kydippe in Argos, wo man es doch wissen mußte,dachte, lehrt eine dort geprägte Münze, das einzige erhalteneBildwerk, daswirklich Kleobis und Biton vor dem Wagen ihrer Mutter darstellt (Abb. 298).ist ein auf Rädern laufender Thronsitz, vor den sich die braven Söhnegespannt haben. Somit fällt jeder Grund weg, das Gitter für das Obergestell Der ursprüngliche Zustand des Reliefs 413. Abb. 297. eines Wagens zu halten. Es sieht vielmehr aus wie ein Balkon oder eineWarte, wozu die fragmentierte Felskuppe gut stimmen würde. Und auchdie Deichsel ist das Werk des Restaurators; es war ein Strick, den beideKnaben anfassen; das von der Hand des zweiten Knaben gehaltene Ende ist von der Überarbeitung verschont ge-blieben und noch heute intakt. Auch dieGurte um den Hals der Tiere sind ver-dächtig, da sie auf der Coburgensis-Zeich-nung fehlen. Also waren die Ochsen nichtan einen Wagen gespannt, sondern bloßgekoppelt. Erst der Ergänzer hat sie mitdem Wagen, der ganz sein eigenes Werkist, in Verbindung gebracht. Offenbarwurde er dazu durch Begers Deutungveranlaßt, die er oder sein gelehrterBerater, wenn nicht aus diesem selbst,so doch aus Montfaucon, der Begers Ab-bildung und Erklärung wiederholt, gekannt haben muß. Somit haben wirhier den pikanten Fall, daß ein unvollständiges Bildwerk nach Ma


Size: 2613px × 956px
Photo credit: © The Reading Room / Alamy / Afripics
License: Licensed
Model Released: No

Keywords: ., bookcentury1900, bookdecade1910, booksubjectclassicalantiquities