. Die Gartenwelt. Gardening. XX, Die Garteuwelt. 271 ein geschätztes Nahrungsmittel ist. Eine heute allbekannte Giftpflanze, der Stechapfel, ist in den Wirren des dreißigjährigen Krieges aus Südrußland durch die Zigeuner bei uns eingeführt worden. Die jetzt an vielen Orten, besonders Pommerns und Preußens, zum lästigen Un- kraut gewordene Pflanze Galinsoga parviflora, das Knopf- kraut , heißt in der Mark Brandenburg geradezu das Franzosenunkraut; es ist auch nachweislich wirklich erst in der Franzosenzeit 1806—1807 von den napoleonischen Heeren eingeführt worden. An den Franzosenkaiser, der in


. Die Gartenwelt. Gardening. XX, Die Garteuwelt. 271 ein geschätztes Nahrungsmittel ist. Eine heute allbekannte Giftpflanze, der Stechapfel, ist in den Wirren des dreißigjährigen Krieges aus Südrußland durch die Zigeuner bei uns eingeführt worden. Die jetzt an vielen Orten, besonders Pommerns und Preußens, zum lästigen Un- kraut gewordene Pflanze Galinsoga parviflora, das Knopf- kraut , heißt in der Mark Brandenburg geradezu das Franzosenunkraut; es ist auch nachweislich wirklich erst in der Franzosenzeit 1806—1807 von den napoleonischen Heeren eingeführt worden. An den Franzosenkaiser, der in seiner Art auch ein bedeutender Organisator war und den Bau guter Chausseen und Heerstraßen fast fanatisch betrieb, erinnern noch an vielen Stellen Deutschlands die säulen- förmigen, schattenlosen italienischen Pyramidenpappeln längs der Landstraßen, die der Korse von seiner mittel- ländischen Heimat her liebte. Es ist ein für diesen Zweck selten unpraktischer Baum, aber er hat dank seiner Zähig- keit seine Kriegswanderung gut überstanden und sich richtig eingebürgert. Erwähnt muß in diesem Zusammenhang auch der Kalmus werden, der beliebte Pfingstschmuck, der schon durch seinen polnischen Namen „Tatarak" auf seine östliche, mongolische, d. h. nach dem alten Sprachgebrauch „tatarische" Heimat hinweist; er ist durch die Türkenkriege im 17. und 18. Jahrhuudert über die Balkanhalbinsel nach Oester- reich und Deutschland verbreitet worden. Interessant ist, daß nach dem Zeugnis des Botanikers Prof. Dr. Graebner „noch niemand in Europa eine Kalmusfrucht beobachtet hat", nur aus dem südlichen und östlichen Asien sind solche bekannt. Auch der jetzige Weltkrieg wird manche ähnliche Pflanzen- wanderung zur Folge haben ; es sei nur daran erinnert, daß an allen deutschen Bahnbauten, die ja immer weiter in Feindesland vorgeschoben werden, die Akazie (zur Befestigung der Bahnböschungen) und die vor dreihundert Jahren aus Nordamerika nach


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