. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. 42 J. J. TlKKANEN. spreiztheit satt geworden und begannen derselben eine gelenkigere Haltung vorzuziehen. Zwar sind Übergangsfornien nicht selten, welche zuweilen der Grätschstellung nahe kom- men, wie z. B. Maximilian IL von Antonis Mor im Prado-Museum {Abb. 49; nach einer Phot. von Anderson). Die neue Pose unterscheidet sich jedoch im allgemeinen deutlich genug von der älteren und bildet, wie man wohl sagen darf, einen eigenen Typus. Nach wie vor breiten sich zwar die Beine seitwärts (auf den Gemälden parallel mit der Bildfläche) aus; die symm


. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. 42 J. J. TlKKANEN. spreiztheit satt geworden und begannen derselben eine gelenkigere Haltung vorzuziehen. Zwar sind Übergangsfornien nicht selten, welche zuweilen der Grätschstellung nahe kom- men, wie z. B. Maximilian IL von Antonis Mor im Prado-Museum {Abb. 49; nach einer Phot. von Anderson). Die neue Pose unterscheidet sich jedoch im allgemeinen deutlich genug von der älteren und bildet, wie man wohl sagen darf, einen eigenen Typus. Nach wie vor breiten sich zwar die Beine seitwärts (auf den Gemälden parallel mit der Bildfläche) aus; die symmetrische Frontalität aber, so wesentlich für den Porträt- typus der früheren Zeit, ist aufgegeben, das Dreiviertelpi'ofil im Oberkörper vorheri'schend, die ganze Haltung ungezwungener. Die Beine sind ungleichmässig belastet, weniger getrennt von einander und weniger steif: das Standbein in der Vordei'-, das Spielbein in der Seitenansicht gezeigt. Als im XVI. Jahrb. Bildnisse in ganzer Figur in Auf- nahme kamen, geschah dies, nördlich der Alpen, gern unter Be- nützung der Grätschstellung. In Italien war ja diese schon früher eine repräsentative Stehpose gewesen. Wie bereits (S. 21) er- wähnt, verglich Lange sie mit der primitiven Bauart der Pyra- miden. Sie erinnert aber auch an den primitiven Standtypus der ägyptischen und frühgriechischen Kunst, denjenigen mit ebenfalls steif gestreckten Beinen, wo jedoch der eine Fuss dem anderen vor- angesetzt ist. Nun ist ja die Stellung, zu deren Besprechung wir jetzt übergehen, ohne Zweifel eine der natürlichsten und ungesuch- testen, wie der Künstler eine Figur, und besonders eine solche, die ohne Beziehung zu anderen dasteht, überhaupt aufstellen kann. Des- wegen wurde diese Stellung einerseits eine statuiirische, andererseits eine Bildnispose, beides in eminentem Grade, und wohl deshalb wurde sie im alten Griechenland, ebenso wie zwei Jahi'tausende später in der neuei'en Kunst, herangezogen, wenn es darauf anka


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