. Die Gartenwelt . Gartenhaus der Freiin v. Stein in Weimar. daß wir trotz der günstigen Körnerernte infolge der Kartoffel- mißernte bezüglich der gesamten verfügbaren Nährwerte an Getreide und Kartoffeln schlechter dastehen als im Vorjahre. Wir müssen schon jetzt mit der Sparpolitik beginnen, damit wir bis ans Ende des neuen Jahres reichen. Das Frühjahr rückt nun immer näher, jede Stadt hat eine große Menge Plätze zur Verfügung gestellt, Bewerber haben sich gefunden mit dem festen Entschluß und mit der größten Hoffnung, unser Hauptnahrungsmittel, die Kartoffel, hierauf anzupflanzen. Nicht hoc


. Die Gartenwelt . Gartenhaus der Freiin v. Stein in Weimar. daß wir trotz der günstigen Körnerernte infolge der Kartoffel- mißernte bezüglich der gesamten verfügbaren Nährwerte an Getreide und Kartoffeln schlechter dastehen als im Vorjahre. Wir müssen schon jetzt mit der Sparpolitik beginnen, damit wir bis ans Ende des neuen Jahres reichen. Das Frühjahr rückt nun immer näher, jede Stadt hat eine große Menge Plätze zur Verfügung gestellt, Bewerber haben sich gefunden mit dem festen Entschluß und mit der größten Hoffnung, unser Hauptnahrungsmittel, die Kartoffel, hierauf anzupflanzen. Nicht hoch genug ist es jedem einzelnen anzurechnen, der, abgearbeitet von seiner Arbeit heimkehrend, den Spaten ergreift, um sein erworbenes Land zu bebauen; nicht Arbeit nennt er dies, nein, seine Erholung. Wahrlich ein starkes Volk! Wie ungeheuer einer Stadt, dem ganzen Reiche da- mit geholfen wird, wollen wir keineswegs unterschätzen. Doch mit dem einfachen Landhingeben und -verteilen, der Aufteilung in kleine Parzellen, ist nicht geholfen. Nicht Landwirte bekommen das Land zugewiesen, sondern Stadt- leute, meistens vollständig unkundig der Landwirtschaft. Ihre Illusionen gehen soweit, daß nach ihren Begriffen ihnen jetzt alle Wege offen stehen, ihren ganzen Bedarf au Gemüse decken zu können. Eine ungeheure Menge Saatgut wird verschwendet, und gerade das, auf das wir heute bei unserer großen Knappheit an sämtlichen Lebensmitteln lossteuern müssen, Ersparnis, aber möglichst großen Gewinn, verwandelt sidi in das Gegenteil. Mir ist ein Fall bekannt, wo zur nötigen Bodenvorbereitung für Kartoffeln nun schon 3 Jahre hintereinander ganze Fuhren Kuhdung auf das Stückchen Land gefahren werden. Das Frühjahr kommt und die Kar- toffeln werden in diesen fetten Mastboden gelegt. Das Kartoffelkraut wächst zu wahren Büschen heran, dodi von Kartoffeln bei der Ernte keine Spur. Dann taugt die Kar- toffelsorte nichts und andere Ausflüchte werden gebraucht. Oder ein a


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