. Die Gartenkunst . Münchener Frühiahrsblunienausbt So oder ähnlich denken oder fühlen heute die meisten der ernsthaft aufs Große Strebenden. Auch die Gärtner? Ich weiß, neun Zehntel von ihnen sind noch der Meinung, daß solcherlei Reflexionen nichts mit „Gartenkunst" zu tun hätten. Eine kleine Erinnerung: Als seinerzeit Stimmen riefen, Deutschlands Arbeitskultur in eine Lebenskultur umzuwandeln, wurde auch die Rückständigkeit des Gartenwesens offenbar. Eine der nicht angezweifelten Ursachen davon war die kastenmäßige Ab- geschlossenheit ganzer Gärtnergenerationen vom wirklichen Leben um s


. Die Gartenkunst . Münchener Frühiahrsblunienausbt So oder ähnlich denken oder fühlen heute die meisten der ernsthaft aufs Große Strebenden. Auch die Gärtner? Ich weiß, neun Zehntel von ihnen sind noch der Meinung, daß solcherlei Reflexionen nichts mit „Gartenkunst" zu tun hätten. Eine kleine Erinnerung: Als seinerzeit Stimmen riefen, Deutschlands Arbeitskultur in eine Lebenskultur umzuwandeln, wurde auch die Rückständigkeit des Gartenwesens offenbar. Eine der nicht angezweifelten Ursachen davon war die kastenmäßige Ab- geschlossenheit ganzer Gärtnergenerationen vom wirklichen Leben um sie her. Man arbeitete für Garten- schmuck, -Zerstreuung und -Repräsentanz. Heute, nach der Er- weckung glauben wir uns auf der Höhe. Die Führenden rufen es laut und der gespreizte Gang der Gefolgschaft unterstreicht es. Hier eine andere Mei- nung: Ich glaube, daß auch heute noch (oder wieder) gärtnerische Inzucht getrieben wird, daß die Mehrheit der Gärtnerschaft, insbe- sondere der Gar- te nbildenden,nicht in innerer Bezie- hung zu den Kri- stallisationspunk- ten der modernen Entwickelung steht. Das, was sich da heute ziemlich schüch- tern als „neuzeitliche Gartenkunst" produ- irziert, erscheint mir in vieler Hinsicht wie vor- dem äußerlich und dekorativ, nur unter einer anderen Form. Und demgemäß noch ohne nennenswerten Einfluß auf unsere Kultur im ganzen. Die Ursache ist schon an- gedeutet. Wir glauben im allgemeinen unsere ethische Verantwortlichkeit erfüllt zu haben, wenn wir den schönen Willen zeigen, ,,künstlerisch" zu arbeiten. Damit aber nützt man zunächst gar nichts. Denn Kunst ist noch keine Kultur. Ja, ohne deren Mantel hat sie oft nicht mehr als schöne Spielerei gegolten. So spielt man heute „Gartenkunst" in trautem Kreise. Indessen draußen eine drängende Fülle von Sachaufgaben wartet, Aufgaben, die sich nicht ,,nachher" erledigen lassen. m Klosterhofe.


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