. Ernst Neumann . wietaktvoll, wie sachlichNeumann diese Subjek-tivität handhabt, weitentfernt, ihr willenloserSklave zu sein. Die Leichtigkeit,mit welcher er Riesen-formate, wie seine Scharfrichter-plakate*) auf jedemQuadratzoll zu belebenwußte, steht gewiß auchfür den Laien überdem Verdachte derLeichtfertigkeit. Sie läßterkennen, daß dieserKünstler aus der im-pressionistischen undnur in diesem Sinne „unexakten Naturseines bildnerischenWesens ein vollbe-wußtes, konsequentesPrinzip gebildet hat,das sich niemals so glänzend bewährenwürde, gründete esnicht auf ernstestesStudium, auf beharr-liche


. Ernst Neumann . wietaktvoll, wie sachlichNeumann diese Subjek-tivität handhabt, weitentfernt, ihr willenloserSklave zu sein. Die Leichtigkeit,mit welcher er Riesen-formate, wie seine Scharfrichter-plakate*) auf jedemQuadratzoll zu belebenwußte, steht gewiß auchfür den Laien überdem Verdachte derLeichtfertigkeit. Sie läßterkennen, daß dieserKünstler aus der im-pressionistischen undnur in diesem Sinne „unexakten Naturseines bildnerischenWesens ein vollbe-wußtes, konsequentesPrinzip gebildet hat,das sich niemals so glänzend bewährenwürde, gründete esnicht auf ernstestesStudium, auf beharr-liches VorwärtsdrängenRichtung, über die nur Neumann selbst die letzten,charakterisierenden Worte sagen könnte. Der Impressionismus seines Plakates geht weitüber Jules Cheret hinaus. Er bedient sich vor allemgraphisch-technischer Mittel, gegen welche die desFranzosen nur erste primitive Anfänge sind. Freilich erfordert Neumanns Plakatkunst so gutwie seine Kunst überhaupt ein differenziertes Auge,. in einer ganz bestimmten *) Ernst Neumann war von 1901 bis 1902 künstlerischerLeiter des Münchener Cabarets „Die Elf Scharfrichter. ein Auge, welches gelernt hat, impressionistisch zusehen. Dieser Umstand ist vielleicht geeignet, ihnnoch eine Zeitlang von der Wirkung auf breitereMassen auszuschließen. Der Kenner aber sieht un-schwer schon heute, daß in Neumann sich ein Stückmalerisch-impressionistischen Zeitgeists konzentrierthat wie in einem Brennpunkte. Denn jener Impres-sionismus, den wir z. B. bei Heine als ein Durch-gangsstadium zu besonderen persönlichen Aufgabenfanden, er ist Neumanns innerstes und eigentlichstes Wesen. Er strebt nichtüber ihn hinaus, aberer hat ihn aufs äußerstevergeistigt, ihm jedematerielle Schwere ge-nommen und ihn mitallen Elementen seinerreichen Psyche ganzund gar durchtränkt. Vielleicht ist esder geistige Kern un-serer neuen Malerei,auf den Neumann sichso rückhaltlos projizierthat. Vielleicht spiegeltsich die Seele des Im-p


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