. Ernst Neumann . logisch originell. Sein Schaffenbedeutet wohl einen spezifisch-graphischen Anfang,während Neumann weiterbaut und in seinen farbigenHolzschnittblättern eine ganze malerische Kulturperiode,die impressionistische, zu einem eigenartigen Resultatzusammenfaßt. Der Impressionismus der Darstellung ist hierüberall dem Geiste, der Empfindung ist nicht mehr rein als solcher Persönlichkeitsaus-druck, er ist nicht mehr physiologischer Impressio-nismus im Sinne der Terminologie Lamprechts, son-dern genau so vergeistigt, wie etwa eine entwickelteund wohlgegliederte Sprache


. Ernst Neumann . logisch originell. Sein Schaffenbedeutet wohl einen spezifisch-graphischen Anfang,während Neumann weiterbaut und in seinen farbigenHolzschnittblättern eine ganze malerische Kulturperiode,die impressionistische, zu einem eigenartigen Resultatzusammenfaßt. Der Impressionismus der Darstellung ist hierüberall dem Geiste, der Empfindung ist nicht mehr rein als solcher Persönlichkeitsaus-druck, er ist nicht mehr physiologischer Impressio-nismus im Sinne der Terminologie Lamprechts, son-dern genau so vergeistigt, wie etwa eine entwickelteund wohlgegliederte Sprache gegenüber primitiven,unartikulierten Naturlauten. Auf einige der gelungensten FarbenholzschnitteNeumanns sei hier hingewiesen. Zuerst ein Blatt „Venetianisches Nachtlebenaus dem Zyklus „Cittä morta. Die Auffassung und Wiedergabe der Brücke undder breiten zum Meer hinunterführenden Treppe zeigtNeumann als einen Architekturdarsteller ersten Ranges,einen Künstler, unter dessen Händen das wundersame, 28. » heimliche Leben schwerer, prunkvoller Bauformen soanschaulich wird, daß es uns wie eine menschlicheEmpfindungsnuance nahekommt. Die Treppe herauf, vom Meere her, das Gesichthalb zurückgewandt, steigt eine Frauengestalt mit tief-schwarzem Haar, in violettem Kleid und einem Über-wurf von so schwerem Schwarz, daß er vollkommencharakteristisch wirkt für die symbolische Darstellungder Nacht. Dies Schwarz ist ganz mit den schwarzenSchatten des Brückenbogens verwachsen und löst sichdoch wieder befremdend von ihnen ab. Alles andereist von jener zarten, fast unkörperlichen Farbigkeitheller Sommernächte in wasserreichen , blau und rot irren hier romantisch verworren,einander tragend, umschlingend, in geheimnisvollemWeben durcheinander. Gebrochenes Grün gibt hierden südlichen Nachthimmel und wie ein Abglanz vonihm liegt eine mehlige Patina auf dem starken, wildenGesicht der Figur. Eine Laterne neben dem Portalauf der Brücke wird durch das stumpfe und


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