. Die Gartenwelt . karte eines längst verstorbenen Handelsgärtners, der den in Deutschland heule verbreiteten Titel Kgl. Gartenbaudirektor führte. Wo ich auch meine anspruchslose Besuchskarte abgab, überall fand ich freundlichste Aufnahme. Im Parc Leopold in Brüssel begrüßte mich der damalige Direktor der Com- pagnie coloniale horticole (vormals Linden), ein Deutscher namens Schuster, und führte mich selbst durch all die herr- lichen Glashäuser mit wunderbarer Tropenflora. Nur ein kleines, unscheinbares Haus wurde mir erst zu allerletzt erschlossen. Es war das Haus für die Anzucht der Orchidee


. Die Gartenwelt . karte eines längst verstorbenen Handelsgärtners, der den in Deutschland heule verbreiteten Titel Kgl. Gartenbaudirektor führte. Wo ich auch meine anspruchslose Besuchskarte abgab, überall fand ich freundlichste Aufnahme. Im Parc Leopold in Brüssel begrüßte mich der damalige Direktor der Com- pagnie coloniale horticole (vormals Linden), ein Deutscher namens Schuster, und führte mich selbst durch all die herr- lichen Glashäuser mit wunderbarer Tropenflora. Nur ein kleines, unscheinbares Haus wurde mir erst zu allerletzt erschlossen. Es war das Haus für die Anzucht der Orchideen- sämlinge, das sonst keinem Sterblichen zugänglich sein sollte. Dieser Angabe stand ich zwar als ungläubiger Thomas gegenüber, aber sie war für damalige Verhältnisse bezeichnend. Damals waren die Vorgänge bei der Keimung der Orchideen, die Mitwirkung von Bakterien, noch mit tiefem Schleier verhüllt. Alle Odonto- glossumsaaten waren fehlgeschlagen. Die ersten wunderbaren Hybriden genannter Gattung, die ich auf einer der berühmten Genter Frühjahrs- ausstellungen sah, standen in einem kleinen, verschlossenen Glaspalast. Der Preis dieser 10 oder 12 erst- mals blühenden Sämlingspflanzen war mit 250 000 Francs angegeben. Solche und ähnlich hohe Preise für andere botanische Kostbarkeiten stehen freilich nur auf dem Papier, selbst der verschrobenste Engländer, der großmäuligste amerikanische In- dustriebaron pflegt sie nicht entfernt zu zahlen, aber der Schein muß gewahrt werden. Beim Verkauf muß sich der Käufer verpflichten, der Welt gegenüber einen vereinbarten Riesenpreis zu nennen, trotzdem meist in Wirklichkeit nur wenig bar, um so mehr aber mit anderen Pflanzen „bezahlt" wird. Ausnahmen bestätigen nur die Regel. Heute werden Orchideensämlinge zu Tau- senden und Hunderttausenden auch bei uns in Deutschland gezüchtet. Die Zahl der Hybriden ist Legion geworden, und die Konkurrenz ins Riesenhafte gewachsen; auch Lieb- haberei und Handel stan


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