Geschichte des florentinischen Grabmals von den ältesten Zeiten bis Michelangelo . illen nach seiner linken Brust,während die Rechte rein mechanisch den Vorhang hält. In grandioser feierlicher Ge-bärde fasst der andere mit starker Hand das herabhängende Vorhangtuch und mitverhaltener Trauer sucht das strenge, ernste Gesicht das Auge des Toten. Diesebeiden Gestalten sind die bedeutendsten in Blick und Gebärde am ganzen Monument. stalten den Toten scheinen auf den Be-schauer zuzuschreiten. Wersind sie ? Engel gewissnicht mehr! Denn das vomJammer und Schmerz durch-furchte Antlitz der ä


Geschichte des florentinischen Grabmals von den ältesten Zeiten bis Michelangelo . illen nach seiner linken Brust,während die Rechte rein mechanisch den Vorhang hält. In grandioser feierlicher Ge-bärde fasst der andere mit starker Hand das herabhängende Vorhangtuch und mitverhaltener Trauer sucht das strenge, ernste Gesicht das Auge des Toten. Diesebeiden Gestalten sind die bedeutendsten in Blick und Gebärde am ganzen Monument. stalten den Toten scheinen auf den Be-schauer zuzuschreiten. Wersind sie ? Engel gewissnicht mehr! Denn das vomJammer und Schmerz durch-furchte Antlitz der äus-sersten Figur zur Rechtenund ihr wirres über Kopfund Schulter fallendes Haar,die fest geschlossenen Lip-pen und die Augen, dieträumend das Weite suchen,erzählen nicht von denFreuden des Jenseits. Auchdie Figur zur Linken siehtmit zuckenden Lippen,schmerzerfüllt, wie abwe-send vor sich hin undkaum vermögen die kraft-losen Füsse neben derpsychischen auch noch einephysische Last zu beiden Figuren scheintder Sarkophag fast alleinzu liegen. Die mittlere der. IIb Während sie den Vorhang zurückhalten und unten der Sarkophag herausge-tragen wird, scheinen von oben von Engeln geblasene Posaunen zu ertönen. VonStrahlenkranz umflutet, wird in der Lunette in feierlicher Haltung, die Hand aus-breitend, die Madonna sichtbar, ihr zur Seite die Gestalten des heiligen Georg undJohannes. Es ist nötig, sich diese dramatisch belebte Auffassung des Ganzen recht vorAugen zu halten, die Freiheit, mit der hier die Plastik gegenüber der Architektur auf-tritt, wie jeder Zug bis ins kleinste mit ausserordentlich feinsinnigem und tiefempfin-dendem Naturalismus gegeben ist, mit welcher Genialität hier — soweit der hemmendeZwang der Tradition dies gestattete — aus dem Alten Neues geschaffen wurde!Man sehe hier von allen kleinlichen, stilistischen Kritiken ab und versuche denGeist, der das Ganze durchweht als etwas jene äusserlichen VerschiedenheitenEinigendes zu erkenne


Size: 1024px × 2442px
Photo credit: © The Reading Room / Alamy / Afripics
License: Licensed
Model Released: No

Keywords: ., bookcentury1900, bookdecade1900, booksubjectsepulchralmonuments