Paris : Notizen . n nichtsentdecken können; ich sehe nur Tradition allerwärts, Bezugund Einordnung in eine allgemeine Entwickelungsidee. Courbetvor allem tritt nicht als Bauer, als wilder Kommunard, Säuferund Händelsucher vor Einen hin, sondern als ein sehr großer,bis an die Grenze des Klassischen reichender Künstler. Alsein Starker, der unendHch zart sein kann, als ein Sinnlicher,dessen Fülle von unglaublicher Delikatesse geadelt wird. Im Gegensatz zum hellen Corot, gibt Courbet sich demdunklen vollen Klang hin. Seine Zartheit ist eine bei Corot Kraft in der Zartheit ist, so ist b


Paris : Notizen . n nichtsentdecken können; ich sehe nur Tradition allerwärts, Bezugund Einordnung in eine allgemeine Entwickelungsidee. Courbetvor allem tritt nicht als Bauer, als wilder Kommunard, Säuferund Händelsucher vor Einen hin, sondern als ein sehr großer,bis an die Grenze des Klassischen reichender Künstler. Alsein Starker, der unendHch zart sein kann, als ein Sinnlicher,dessen Fülle von unglaublicher Delikatesse geadelt wird. Im Gegensatz zum hellen Corot, gibt Courbet sich demdunklen vollen Klang hin. Seine Zartheit ist eine bei Corot Kraft in der Zartheit ist, so ist bei CourbetZartes in der Kraft. Im Resultat stehen aber selbst diese hetero-genen Temperamente verwandt nebeneinander, weil sie beidederselben Entwickelungsidee dienen, indem sie ein Stück davonin ihrer Individualität objektivieren. Courbet griff, als zu seiner Wahltradition, zur Kunst dergroßen Spanier und zum sogenannten Naturalismus er lernte Freiheit in der Behandlung der Materie auch. GUSTAVE COURBET: DER MANN MIT DEM LEDERGURTEL(SELBSTBILDNIS) COURBET 189 von Franz Hals und nahm von Gericault und den Fontaine-bleauern, was irgend zu nehmen war. Er gewann monu-mentale Formen aus Millet, ging zu Daumier in die Lehre,begeisterte sich an Rubens und Tizian und verschmähte selbstnicht einen tiefen Blick in die barocken Traditionen. SeineKunst ist übervoll an Wahltradition, ohne daß doch ein Sprungin ihrer natürlichen Organisation sichtbar wäre. Er wandte sichan alle diese Meister nicht aus Armut, sondern aus innerer Fülle;ein ganz ursprüngliches Talent war er, in ein Jahrhundert ge-setzt, das mit keiner unausweichbaren Konvention dem Künstlerzu Hilfe kommt. Wer da glaubt, eine Begabung wie Courbetbrauche sich nur vor die Natur zu setzen und los zu malen,versteht nicht, was Kunst ist, und ermißt nicht die Weisheitdes Spruches, daß das Leben kurz und die Kunst lang ist. DieWahltraditionen erst haben Courbet zum Modernen gemacht. Zuweilen wirken


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