. Die Gartenwelt. Gardening. XX, 46 Die Gartonwelt. 545 rischen Anblick gewährt noch heute mancher Friedhof unserer Dörfer und Kleinstädte. Die Beerdigungen sind nicht allzu häufig, es zeigt sich daher ein ziemlich gleichmäßiger Rasen, nur von dem meist sehr bescheidenen Grabschmuck unter- brochen. Leider kann nicht geleugnet werden, daß unsere biederen Landleute gern mit „Friedhofsschmuck" etwas protzen wollen, was so ganz und gar nicht recht in den Rahmen eines bescheidenen Friedhofes passen will. Sträucher und Bäume siedelten sich ehedem mehr ohne als mit Absicht des Menschen an und du


. Die Gartenwelt. Gardening. XX, 46 Die Gartonwelt. 545 rischen Anblick gewährt noch heute mancher Friedhof unserer Dörfer und Kleinstädte. Die Beerdigungen sind nicht allzu häufig, es zeigt sich daher ein ziemlich gleichmäßiger Rasen, nur von dem meist sehr bescheidenen Grabschmuck unter- brochen. Leider kann nicht geleugnet werden, daß unsere biederen Landleute gern mit „Friedhofsschmuck" etwas protzen wollen, was so ganz und gar nicht recht in den Rahmen eines bescheidenen Friedhofes passen will. Sträucher und Bäume siedelten sich ehedem mehr ohne als mit Absicht des Menschen an und durften sich ungestört entwickeln. Durch das Grün der Laubkronen schimmert das altersgraue Dach der Kirche, und das alles vereint sich zu einem stimmungs- vollen Bilde des Friedens, dessen Hauptwert in der ungesuchteti, natürlichen Anmut liegt. Das ist das Bild des Friedhofes, wie es früher auch in den Städten anzutreffen war, nur traten an Stelle des einen ebensoviele, als Kirchen vorhanden waren. Das Anwachsen der Städte im letzten Jahrhundert veranlaßte den Umschwung. Die alten Friedhöfe wurden geschlossen, und vor den Toren der Stadt entstanden Gottesäcker, die in ihrer meist recht ein- tönigen, um nicht zu sagen trostlosen Ge- staltung gerade nicht zum Besuche reizen. Rein praktische Erwägungen sollten in erster Linie maßgebend sein, welche eine auf das äußerste ausnutzbare Flächenein- teilung bedingten. Solches war nur mög- lich durch rechtwinklige Kreuzung gerade verlaufener Wege und größtmöglichste Einschränkung der Gehölzanpflanzungen. Die meisten Friedhöfe, vor allem die der Großstädte, rufen mit wenigen Ausnahmen den Eindruck von Massengräbern hervor. Gerade Wege, gleichmäßige Einteilung der Begräbnisflächen, Mangel an deckenden Baum- und Strauchgruppen, dazu ein Grabstein an dem andern, das muß ein wenig erfreuliches Bild abgeben. Der Friedhof dieser Art ist keine Stätte des Friedens mehr, die uns mit dem Tode aussöhnen soll.


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