. IV. Schnelligkeit des Wanderflugs. IE Schnelligkeit des Wanderflugs der Vögel bildet einen weiteren höchst interessanten Abschnitt in der Be- trachtung des Zuges. Wie dieser in seinem allgemeinen Wesen etwas ganz allein Dastehendes im Leben der Vögel ist, so sind auch wiederum die einzelnen Momente desselben in gar keinen Vergleich mit den alltäglich vorkommenden Lebens- äusserungen derselben zu bringen. Eine grosse Anzahl Vögel z. B., die das ganze Jahr hindurch allen ihren Thätigkeiten nur im Lichte des Tages nachzugehen vermögen, und nach ein- getretener Dunkelheit die unbeholfensten Gesc
. IV. Schnelligkeit des Wanderflugs. IE Schnelligkeit des Wanderflugs der Vögel bildet einen weiteren höchst interessanten Abschnitt in der Be- trachtung des Zuges. Wie dieser in seinem allgemeinen Wesen etwas ganz allein Dastehendes im Leben der Vögel ist, so sind auch wiederum die einzelnen Momente desselben in gar keinen Vergleich mit den alltäglich vorkommenden Lebens- äusserungen derselben zu bringen. Eine grosse Anzahl Vögel z. B., die das ganze Jahr hindurch allen ihren Thätigkeiten nur im Lichte des Tages nachzugehen vermögen, und nach ein- getretener Dunkelheit die unbeholfensten Geschöpfe sind, wechseln, sobald die Zugzeit ausgebrochen ist, ihr Naturell in solchem Grade, dass sie sich, nachdem die Sonne gesunken, zu einer grossen, ihnen bis dahin gänzlich unbekannten Höhe aufschwingen und in Nächten von schwärzester Finsterniss ihrem Wanderziel mit un- fehlbarer Sicherheit zuzufliegen vermögen. In gleicher Weise stehen ihre alltäglichen Flugbewegungen auch nicht annähernd in irgend einem Verhältniss zu der wunderbaren Fluggeschwindigkeit, welche sie während ihrer Wanderflüge zu erreichen vermögen. Lange hat man diesem Gegenstande grosse Aufmerksamkeit gewidmet, ohne bisher zu einem den Thatsachen entsprechenden Ergebniss gelangt zu sein: Noch bis in die Neuzeit wird als Beispiel der wunder- baren Schnelligkeit des Vogelfluges ein Jagdfalke angeführt, der Heinrich II. von Fontainebleau entflohen, 24 Stunden später auf Malta eingefangen ward. Man ruft hierzu aus »Neun geogra- phische Meilen in einer Stunde!« (Dr. Weissmann, Das Wandern der Vögel; S. 36.) Hätte man dem Gegenstande mehr Nach- denken zugewandt, so würde man zu einem wenigstens doppelt so grossen Ergebniss der Fluggeschwindigkeit gelangt sein, denn jener
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