. Die Gartenwelt. Gardening. 258 Die Garten weit. XX, 22 unmodern vor, ja, so allen Ge- schmackes bar, daß sie weinen müssen, nicht wissend, ob aus Kummer über den geschmähten Garten, oder darüber, daß man solange etwas für schön hielt, was in den Augen ton- angebender Leute veraltet, ab- geschmackt ist. Ja gewiß, „Erfrisciiend sind zu Zeiten goldene Rücksichts- losigkeiten," aber in vielen Fällen ist das so Heruntergerissene dennoch schön, wenn es auch in den Augen des Reformwütigen nicht so erschien. Es wird so mancher Garten von Grund auf verändert, ob aber auch immer verschönt, das is


. Die Gartenwelt. Gardening. 258 Die Garten weit. XX, 22 unmodern vor, ja, so allen Ge- schmackes bar, daß sie weinen müssen, nicht wissend, ob aus Kummer über den geschmähten Garten, oder darüber, daß man solange etwas für schön hielt, was in den Augen ton- angebender Leute veraltet, ab- geschmackt ist. Ja gewiß, „Erfrisciiend sind zu Zeiten goldene Rücksichts- losigkeiten," aber in vielen Fällen ist das so Heruntergerissene dennoch schön, wenn es auch in den Augen des Reformwütigen nicht so erschien. Es wird so mancher Garten von Grund auf verändert, ob aber auch immer verschönt, das ist vielen nicht klar, auch solchen nicht, die ausgesprochen Sinn und Verständnis für das Schöne haben. Wo etwas notgedrungen er- weitert, vergrößert, ver—nichtet werden muß, da bedauert, klagt man, aber findet sich endlich mit dem Unvermeidlichen ab, wo es indessen nur aus Uebermut oder aus der Sucht modern zu er- scheinen, geschieht, da schütteln viele, nicht die schlechtesten, so- lange den Kopf, bis die Neuan- lage wieder alt geworden und in die Vorstellung der Alten wieder hineingewachsen ist. Die Vergeßlichkeit tut ein Uebriges. Die Mode herrscht ja nun einmal, aber in Gartensachen oft zu einseitig ; man trifft dasselbe zu oft. Bei den Damenmoden herrscht ja auch ein gewisser Schnitt und eine Farbe vor, aber im übrigen zieht doch im Großen und Ganzen jede das an, was ihr steht. Mancher Garten wirkte in seiner altgewohnten Traulich- keit wunderschön, hat aber durch die Modepflanzen verloren, oder doch seine Eigenartigkeit eingebüßt. Der Geschmack der Menschen richtet sich auch nach den Zeit- umständen. Wer hätte vor dem Kriege wohl Gemüsepflanzen in den öffentlichen Anlagen schön gefunden, aber jetzt fand man sie sogar „geschmackvoll". Ja, der Weg zum Herzen (auch wohl zum Hirn?) geht durch den Magen, deswegen passen wir uns an, das ist auch eine Gottesgabe. F. Stanhopea delioidea (Abb. S. 259). Die ganze Blume er- sch


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