Immanuel Kant : die Persönlichkeit als Einführung in das Werk . e Beziehungen zur Kreis-linie zu bringen. Seine vergleichen-den Schematisierungen verschiedener Menschenköpfe, ein-schliesslich der monströsen Missbildungen, sind so be-kannt, dass ich nur darauf hinzuweisen brauche. Das hier flüchtig Angedeutete mag genügen, Ihnen zu 102zeigen, welche besonderen Anlagen bei einem Manne amWerke sind, der das Erschaute nachzubilden fähig diese Anlagen fehlen, da gibt es keinen Maler, weil esdann kein Organ zur genauen Aufnahme von Gestalt gil)tund aus jedem Versuch nur ,,ferne Ahnungen hervo


Immanuel Kant : die Persönlichkeit als Einführung in das Werk . e Beziehungen zur Kreis-linie zu bringen. Seine vergleichen-den Schematisierungen verschiedener Menschenköpfe, ein-schliesslich der monströsen Missbildungen, sind so be-kannt, dass ich nur darauf hinzuweisen brauche. Das hier flüchtig Angedeutete mag genügen, Ihnen zu 102zeigen, welche besonderen Anlagen bei einem Manne amWerke sind, der das Erschaute nachzubilden fähig diese Anlagen fehlen, da gibt es keinen Maler, weil esdann kein Organ zur genauen Aufnahme von Gestalt gil)tund aus jedem Versuch nur ,,ferne Ahnungen hervor-gehen können. Von solchen Wollenden und Nichtkönnen-den sagt Leonardo: Moiii sono gli uoinini chi anno desiderioe amore al disegno ma non disposizione (B. M., G. fol. 25rccto); die disyosizione besteht in der Fähigkeit zu schema-tisieren. Natürlich genügt die geometrische Anlage nicht,sie darf aber nicht fehlen. Wer das feste Schema vorsAuge hält, merkt jede Abweichung der Gestalt, wogegenein Goethe — wie wir gesehen haben — eher geneigt war,. 118 Zweiter Vortrag das Unterscheidende gering anzuschlagen und überall dasVerbindende zu erblicken. ,,Ich bin zur Identitätsschulegeboren, gesteht er; das ist keine Maler schule. Andrer-seits ist es gewiss interessant zu entdecken, dass derDenker mit geschlossenen Augen, dessen grossartigeschematische Vorstellungskraft die Theorie des Himmelsersann, hierin eine wahre Geistesverwandtschaft miteinem Dürer und einem Leonardo an den Tag legt. Wohltreibt die Mathematik auf der einen Seite ihre Wurzelnin die Logik und kann bei manchem ihrer Adepten einerein abstrakt-logische Geistesübung bedeuten; doch daslebendige Wasser, das den Baum speist, ist die Anschau-ungskraft, und so kann es denn vorkommen, dass einKant in gewisser Beziehung einem Leonardo näher stehtals Goethe. Hierauf komme ich im Interesse des Zusam-menhanges erst später zurück, bitte Sie aber, hinfürdernicht zu vergessen, dass die schematisierende Kraft


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