. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. ï)ie Beinstellungen in âer Kunstgeschichte. 81. Abb. 102. fast gänzlich aus der Kunstgeschichte. Nur in den Genesismosaiken von S. Marco in Venedig, XIII. Jahrh., welche ja die alte, von der Cotton-Bibel vertretene Bilderredak- tion reproduzieren, erscheint es zufälligerweise w'ieder als eine ganz verblasste, durch byzantinische Kopien vermittelte Erinnerung an die frühchristliche Eva (s. mein Buch : Die Grenesismosaiken von Venedig, Taf. I, 5). Dies ist jedenfalls das einzige von mir notierte Beispiel der klassischen Pudica-Stellung aus dem gan


. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Science. ï)ie Beinstellungen in âer Kunstgeschichte. 81. Abb. 102. fast gänzlich aus der Kunstgeschichte. Nur in den Genesismosaiken von S. Marco in Venedig, XIII. Jahrh., welche ja die alte, von der Cotton-Bibel vertretene Bilderredak- tion reproduzieren, erscheint es zufälligerweise w'ieder als eine ganz verblasste, durch byzantinische Kopien vermittelte Erinnerung an die frühchristliche Eva (s. mein Buch : Die Grenesismosaiken von Venedig, Taf. I, 5). Dies ist jedenfalls das einzige von mir notierte Beispiel der klassischen Pudica-Stellung aus dem ganzen Mittelalter. Die Pose der Sittsamkeit ist also in noch höherem Grade antik, als die des männlichen Selbstvertrauens christlich-modern. A priori hätte man vielleicht das Gegenteil erwartet, da ja die klassische Kunst gerne das Kraft- und Machtgefühl verherrlicht, und die Keuschheit für die christliche Ethik einen den Alten unbekannten Wert bekam. Für die antike Kunst war, denke ich, die Rücksicht auf die körperliche Schönheit massgebend, und dem streng-kirchlichen Sinn des Mittelalters rausste der sinnliche Reiz des weiblichen Körpers, welcher in unserem Motive so stark hervortritt, widerlich, ja geradezu teuflisch erscheinen. Dagegen scheint in nackten Figuren die auch sonst in der mittelalter- lichen Kunst nicht seltene Voranstellung des einen Beines wenigstens gewissermassen die Bedeutung einer Pudica-Stellung annehmen zu können. Sehr deutlich ist z. B. die Pose bei Eva im Sündenfalle auf einer by- zantinischen Mosaik d. XII. Jahrh. in der Cappella Palatina zu Pa- lermo (Zimmermann: Giotto, Abb. S. 99). Dabei machte die mittelalter- liche Kunst, ebensowenig wie bei der Pudica-Gebärde, einen Unter- schied zwischen Mann und Frau. In zwei den Sündenfall darstellenden Szenen des vei'brannten „Hortus deliciarum", zweite Hälfte d. XII. Jahrh. (publ. von der Société pour la conservation des monuments historiques d'Alsace, 1879 — 1899), erschien z.


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