Wunder, Wundergeburt und Wundergestalt in Einblattdrucken des fünfzehnten bis achtzehnten Jahrhunderts; kulturhistorische Studie . r, daß der breite Kopf aus einer Verschmelzungvon zweien entstanden ist (siehe Figur 25). Im ganzen können wir die Beobachtung machen, daU die Flugblätter des15. und des beginnenden 16. Jahrhunderts in höherem Grade, wie die späteren,bestrebt sind, die Tatsachen einfach mitzuteilen. Das Außergewöhnliche alleinerregte schon Neugierde und Kauflust. Aus der Zahl wenigstens annäherndobjektiver Naturdarstellungen wollen wir noch ein Dokument der MünchenerHofbibliothek v


Wunder, Wundergeburt und Wundergestalt in Einblattdrucken des fünfzehnten bis achtzehnten Jahrhunderts; kulturhistorische Studie . r, daß der breite Kopf aus einer Verschmelzungvon zweien entstanden ist (siehe Figur 25). Im ganzen können wir die Beobachtung machen, daU die Flugblätter des15. und des beginnenden 16. Jahrhunderts in höherem Grade, wie die späteren,bestrebt sind, die Tatsachen einfach mitzuteilen. Das Außergewöhnliche alleinerregte schon Neugierde und Kauflust. Aus der Zahl wenigstens annäherndobjektiver Naturdarstellungen wollen wir noch ein Dokument der MünchenerHofbibliothek vom Jahre 1511 erwähnen. Es entstammt der Stadt Spalt. Es 76 DIE FLIEGENDEN BLÄTTER DES JAHRHUNDERTS. handelt sich um eine Doppelmißbilduug von Haupt, Armen und Füßen (sieheFigur 26). Als Wahrheitszeugen fungieren „der würdige Herr Heinrich von Por-perg, der selbigen Zeit ob gemeldeter Stadt Spalt Pfarrer; auch Rat und Dienerdes durchlauchtigen, hochgeborenen Fürsten und Herrn Friedrichs Markgraf vonBrandenburg, auch Herrn Johann Zyner daselbst „zugcsell im Pfarrhof und anderer viel mehr, die diese. wunderbarliche Kreatur ge-sehen haben; abkunderfelh inaller Gestalt wie es geporenist. Dazu muß nun bemerktwerden, dal>, abgesehen vonder übertrieben theologischenund äußerst untertänigen Rede-weise und Schreibart obgemcl-deten Pfarrers, die Zeichnungschon einen Stich in das Phan-tastische enthält. Es kommtbei der Betrachtung der Zeich-nung wohl kaum jemand aufdie Idee, daß es sich hier umeine totgeborene Frucht handelt,sondern dieses Wesen scheintsich auf eigenen Füßen einenSpaziergang in freier Natur zugestatten. Es fehlt auch jedeAndeutung vom der Bemerkung, daß ein wunderliches und erschrockenliches Dinggeschehen sei, betritt obgemeldetcr Pfarrer schon das Sprungbrett, von demaus so viele seiner Standcsnachfolger sich geräuschvoll in den Strudel desWunderglaubens gestürzt haben. Wir wollen aber aus Gründen der Ge-rechti


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