. Archiv furgeschichte. tsächlich, die als Tastorgane das Walroß einen fremden Gegenstand bei der Nahrungs-aufnahme oder für andere Zwecke betasten,so schiebt es, wie ich im Hagenbeckschen Tier-park in Stellingen bei Hamburg beobachtenkonnte, die ganze Oberlippe nach \orn, so daßsiesich vom Oberkiefer abhebt. Außerdem werdenauch die Tastborsten aus der Oberlippe hervor-geschoben, und zwar so weit, bis die im Ruhe-zustande eingestülpte Epidermis mitsamt demHaarschaft möglichst weit herausgeschlagenist (Textfigui- 2). Man erhält dann das folgendemerkwürdige Bild: Der Haarschaft ersch


. Archiv furgeschichte. tsächlich, die als Tastorgane das Walroß einen fremden Gegenstand bei der Nahrungs-aufnahme oder für andere Zwecke betasten,so schiebt es, wie ich im Hagenbeckschen Tier-park in Stellingen bei Hamburg beobachtenkonnte, die ganze Oberlippe nach \orn, so daßsiesich vom Oberkiefer abhebt. Außerdem werdenauch die Tastborsten aus der Oberlippe hervor-geschoben, und zwar so weit, bis die im Ruhe-zustande eingestülpte Epidermis mitsamt demHaarschaft möglichst weit herausgeschlagenist (Textfigui- 2). Man erhält dann das folgendemerkwürdige Bild: Der Haarschaft erscheint um1 bis 2 cm verlängert, die Epidermis ist jetztam Haare um so viel in die Höhe geschlagen,wie sie vorher nach innen gestülpt war. Die wall-artigen Erhebungen sind natürlich \erschwun-Llen; denn sie bilden nunmehr den Fuß der Epi-dermiserhöhung. Die Borsten selbst werden beidiesem Vorgang gerade aus und nach vorn ge-richtet, während sie im Ruhezustande nach der Mitte der Ober-lippe zu umgelegt Textfigur 2. Tast-borste vorge-schoben, mit aus-gestülpter Epi-dermis (schem.). Die Oberlippe von Trichechns (Rosmorns) Rosmanis L. 57 Wie ich am lebenden Walroß beobachten konnte, dienen dieTastborsten nicht etwa zum Festhalten irgendwelcher Nahrung,sondern einzig und allein zum Tasten. Jede vorgehaltene Nahrung betastet das Tier mit seinenFühlborsten ebenso, wie es den Boden mit ihnen nach Nahrungabsucht. In der umfangreichen Tasthaarliteratur sind es nur zweiArbeiten von Sokolowsky, die sich näher mit dem Tastapparatder Walroßschnauze beschäftigen. Sokolowsky hat hier Be-obachtungen über die Bewegungsart der Tastborsten und derganzen Oberlippe aufgezeichnet, die ich zum Teil bestätigen kann,zum Teil aber auch wegen der aus ihnen gezogenen Schlüsse unduntergelaufenen Widersprüche als nicht zutreffend bezeichnenmuß. Sokolowsky irrt, wie ich meine, darin, daß er den Tast-borsten die Funktion eines Seihapparates zuschreibt. Ich mußhier zunächst ein


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