Paris : Notizen . ieren, die nicht mehr Dienerin der kirchlichen Idee ist, sondernin süßer weltlicher Sinnhchkeit förmlich schwimmt. Sekundiert wird die Kunst, die Rubens genial vertritt, imLouvre durch Jordaens, der sich zu dem Meister etwa verhält,wie Zurbaran zu Velazquez und von dessen strotzend derberArt das Bild »le roi boit« einen vortrefflichen Begriff auch von van Dyck, der mit Porträts und Repräsenta-tionsbildern freiHch nicht eben zum besten vertreten ist. Zumfroh erstaunten Verweilen nötigt in dem Teil des Louvre, wodie Bilder dieser Epoche vereinigt sind, dann noch ein Bi


Paris : Notizen . ieren, die nicht mehr Dienerin der kirchlichen Idee ist, sondernin süßer weltlicher Sinnhchkeit förmlich schwimmt. Sekundiert wird die Kunst, die Rubens genial vertritt, imLouvre durch Jordaens, der sich zu dem Meister etwa verhält,wie Zurbaran zu Velazquez und von dessen strotzend derberArt das Bild »le roi boit« einen vortrefflichen Begriff auch von van Dyck, der mit Porträts und Repräsenta-tionsbildern freiHch nicht eben zum besten vertreten ist. Zumfroh erstaunten Verweilen nötigt in dem Teil des Louvre, wodie Bilder dieser Epoche vereinigt sind, dann noch ein Bildvon V. Boucquet, der »Fahnenträger.« Ein fast unbekannterName und doch ein außerordentHches Werk! Aber solche Überraschungen erlebt man öfter im sieht sich zur selbständigen Wertung überall gezwungen,und ohne Eitelkeit und Überhebung, aber auch ohne falscheScheu gelangt man so unversehens dann zuweilen zu neuenUrteilen. Oder doch zu Urteilen, die Einem selber neu undmerkwürdig w REMBRANDT 141 Rembrandt hat spät und immer nur mittelbar auf die fran-zösische Malerei gewirkt. Um Rubens zu verstehen, brauchtder Franzose nur lebhaft zu empfinden; um dem großen Holländernahe zu kommen, bedarf es bei ihm einer Selbstentäußerung,wozu er sich nur schwer entschließt. Rembrandt hat sich, ähn-lich wie Shakespeare, die Herrschaft in Frankreich erzwingenmüssen: gegen den Willen der Nation. Der tiefsinnige, mystischdunkelnde und überirdisch strahlende Spiritualismus Rembrandtsist den Franzosen fremd. Wenn sie schon, bei allem Tempe-rament, in der Kunst vor jedem Äußersten zurückschrecken,so fühlen sie sich am meisten doch geängstigt vor dem religiösphilosophischen und psychologisch grabenden Tiefsinn. Nochheute ist Rembrandt ihnen ein Schrecken. Dennoch haben siesich diesem Menschheitsgenius beugen und sich in manchemZug ihrer Kunst nach ihm richten müssen. Dem Bewußtsein der französischen Malerei ist Rembrandteigentlich erst in der zw


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