. Unter den naturvölkern Zentral-Brasiliens. Reiseschilderung und ergebnisse der zweiten Schingú-expedition, 1887-1888 . der deshalb — keinenNamen hatte. Namen der Frauen waren nicht zu erfahren: »pekoto üra« lautete regel-mässig die Antwort »ich bin eine Frau«. So musste ich hier meine eigenen Be- - 5« - Zeichnungen erfinden; es gab, wie immer, eine Alte, die sehr viel zu sagen hatte,und die mit ihrem dürren runzligen Körper nicht gerade schön war, die »Stamm-hexe«, Palekos Gattin (vgl. Tafel 5 links). Ihr Gegenstück war ihre Enkelin »Eva«,Tumayauas Tochter, Mutter zweier Kinder und die jugen


. Unter den naturvölkern Zentral-Brasiliens. Reiseschilderung und ergebnisse der zweiten Schingú-expedition, 1887-1888 . der deshalb — keinenNamen hatte. Namen der Frauen waren nicht zu erfahren: »pekoto üra« lautete regel-mässig die Antwort »ich bin eine Frau«. So musste ich hier meine eigenen Be- - 5« - Zeichnungen erfinden; es gab, wie immer, eine Alte, die sehr viel zu sagen hatte,und die mit ihrem dürren runzligen Körper nicht gerade schön war, die »Stamm-hexe«, Palekos Gattin (vgl. Tafel 5 links). Ihr Gegenstück war ihre Enkelin »Eva«,Tumayauas Tochter, Mutter zweier Kinder und die jugendliche Frau des musku-lösen, prachtvoll stämmig gebauten Kulekule, der mir, ehe ich seinen Namen wusste,würdig erschien, in diesem kleinen Paradiese »Adam« zu heissen und sich aucheiner schön gelbrötlichen Lehmfarbe erfreute. Eva hatte ein fein geschnitteneseuropäisches Gesicht mit vollen Lippen, leicht errötenden Wangen, die dicht vonwelligem Haar umrahmt waren, und den schönsten Augen, die ich in Brasilien —und das will nicht wenig bedeuten — gesehen habe, grossen Augen, deren lieb-. Abb. 2. »Eva«, Tum avaiias Tochter. Hoher Blick garnichts von Koketterie enthielt, in deren strahlendem Feuer aberdoch bei einem vollen, naiv zärtlichen Aufschlag jener Funke schuldloser Lüsternheitaufleuchtete, der einst den ewigen Weltbrand entzündet haben muss; so sah siebei einem von keiner Einschnürung jemals misshandelten Körper wirklich wie einejunge Mutter Eva aus. Leider schuppte sie sich gar zu oft auf dem Kopfe undwenn dies auch zuweilen aus Verlegenheit geschehen mochte, so hatten dochLäuschen daran ihren sichtbaren Anteil. Die etwa 12jährige Freundin Evas, »meine Zukünftige« (Tafel 5 die drittevon rechts), pflegte sie hervorzuholen und zu essen. Dieser gehörte überhauptalles Gute im Dorfe und viele Perlen, die ich Andern geschenkt hatte, fand ichspäter an ihrem Hals. Sie war das Töchterlein des verstorbenen Häuptlings und seine — 59


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