Paris : Notizen . fügen sich ihm Bilder von höchster malerischer Welt der Romantik öfinet sich in diesen steinernen, grünen-den Irrgärten; nicht der weibischen Schwärmerei, sondern demGedanken, der in das Geheimnis des Lebens und des Todeshineinzublicken sich sehnt. Die Stunden werden Einem symbolisch auf diesem Friedhof,wo sich der letzte lebendige Baustil der Geschichte ein Grabmalgesetzt hat. Und während das Herz emporschwillt, ernst be-wegt von der unaufhörlich kHngenden Musik der Kunstform,liest das Auge Namen, die der Weltgeschichte des Geistes un-verlierbar angehören. Schaue


Paris : Notizen . fügen sich ihm Bilder von höchster malerischer Welt der Romantik öfinet sich in diesen steinernen, grünen-den Irrgärten; nicht der weibischen Schwärmerei, sondern demGedanken, der in das Geheimnis des Lebens und des Todeshineinzublicken sich sehnt. Die Stunden werden Einem symbolisch auf diesem Friedhof,wo sich der letzte lebendige Baustil der Geschichte ein Grabmalgesetzt hat. Und während das Herz emporschwillt, ernst be-wegt von der unaufhörlich kHngenden Musik der Kunstform,liest das Auge Namen, die der Weltgeschichte des Geistes un-verlierbar angehören. Schauernd in der still großen Atmosphäredes kunstverklärten Todes wirkt der Gedanke, neben Gebeinender Unsterblichen, die hier bestattet oder hierher überführt wordensind, zu stehen, mit fast drückender Gewalt. Chopin, Bellini,Boieldieu und Cherubini, David, Gros, Gericault, Daubigny undDelacroix, Moliere, Lafontaine, Daudet, Beranger, Beaumarchais,Balzac und Börne, Thiers, die Rachel und Laplace: Namen. t-; 7. DER PERE-LACHAISE 91 solchen Klanges liest man an den Wegen und die Erinnerungan sie, an ihre lebendigen Werke und an die Zeiten, die sie mitdem Schlüssel ihres Geistes uns aufgeschlossen haben, belebt diemächtige Gräberstätte, so daß Einem ist, der Geist der Geschichteschritte sinnend unter den lenzlich mild wehenden Bäumeneinher, als hielte die Ewigkeit Zwiesprache mit sich selbst. Ich sitze am Wegrand, an eines dieser schönen Grabmalegelehnt; hinter den Büschen murmelt die Stimme eines Priestersim Kreise einer Trauergemeinde fromme Sprüche. Zwischendunkel rahmenden Monumenten hindurch fällt der Blick ab-wärts auf die Stadt des lebendigsten Lebens. Ein dumpfesBrausen, ein drohendes Murren steigt daraus empor zu dieserStadt des Todes. Siegend, wie ein Fels der Ewigkeit, recktsich der mächtige Friedhofshügel hinauf über die Unrast vondrei MilHonen Wollenden, Hoffenden und so sitze ich im vergessenen Winkel und lasse mich be-leh


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