Wunder, Wundergeburt und Wundergestalt in Einblattdrucken des fünfzehnten bis achtzehnten Jahrhunderts; kulturhistorische Studie . t des Priesfers war, die geschehenen Naturerschei-nungen zu deuten. Die Mißgeburt allein war noch nicht das Wunder selbst,erst durch die Auslegung der Diener Gottes wurde es dazu. Tierische Mißgeburten. Auf dem Gebiete des Wunderwesens herrscht ein völliges Gleichmaßzwischen menschlichen und tierischen Mißbildungen. Die Geburt einer tierischenMißgeburt bedeutete Unglück. Als typisch bringen wir die Zeitungsnotiz der(Berliner) „Sonntagsche Fama vom Jahre 1687 aus Lü


Wunder, Wundergeburt und Wundergestalt in Einblattdrucken des fünfzehnten bis achtzehnten Jahrhunderts; kulturhistorische Studie . t des Priesfers war, die geschehenen Naturerschei-nungen zu deuten. Die Mißgeburt allein war noch nicht das Wunder selbst,erst durch die Auslegung der Diener Gottes wurde es dazu. Tierische Mißgeburten. Auf dem Gebiete des Wunderwesens herrscht ein völliges Gleichmaßzwischen menschlichen und tierischen Mißbildungen. Die Geburt einer tierischenMißgeburt bedeutete Unglück. Als typisch bringen wir die Zeitungsnotiz der(Berliner) „Sonntagsche Fama vom Jahre 1687 aus Lübbenau. „Allhier istein Kalb zur Welt geboren, welches zweene Köpfe acht Füße und zweene 84 DIE FLIEGENDEN BLÄTTER DES JAHRHUNDERTS. Schwänze, und doch nur einen Leib und ein Hertz gehabt: daß aber dasUnglück, welches der gerechte Gott mit diesem Monstro uns dräuet / nichttreffe / wird ein jeder bußfertiger Sünder von dem Allerhöchsten zu erbittenwissen. Ja, auch in pflanzlichen Abnormitäten ersah man den überirdischenWillcnsausdruck. Die mittelalterliche Geisfesrichtung wollte eben in diesen. Fig. 50. Die Doppelsau von Landser. A. Dürer nur Metaphysisches und Symbolisches sehen; und davon nahm allesÜbel seinen Anfang. Mißgeburten kommen bei Tieren viel häufiger vor wie beidem Menschen. Das liegt, wie dies schon Aristoteles erkannt hatte, an derHäufigkeit der Geburten und an der Vielzahl derselben. Die Berichte aus demAltertum von Tieren mit überzähligen Bildungen der Extremitäten und mit Doppel-köpfen überwiegen die von menschlichem Mißwuchs. Die Betrachtung des vonuns besonders studierten Flugblattmaterials läßt freilich zunächst das Gegenfeil TIERISCHE MISSGEBURTEN. 85 konstatieren. Das liegt wohl an der Tatsache, daß die Häufigkeit der tierischenAbnormität derselben zunächst das Schreckliche und das Wunderbare den vielfach erwähnten Monslrenbüchern des 16. und 17. Jahrhundertsfinden wir aber schon ein


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